“Montags und Samstags gehen wir zum Agility. Dienstags abends treffen wir uns immer mit mehreren Hunden für eine gemeinsame Runde. Mittwochs gehen wir zum Mantrailing und Donnerstags besuchen wir einen Dummykurs. Freitags üben wir für die Begleithundeprüfung. Sonntags steht bei uns “nichts” auf dem Programm. Da gehen wir meist wandern.”
So oder so ähnlich sieht heutzutage der Alltag vieler Hunde aus.
In der heutigen Gesellschaft zählt nur eins: Leistung. Wer keine Leistung erbringt, bekommt keine Anerkennung. Wer keine Erfolge erzielt, genießt keine Aufmerksamkeit. Nicht selten werden Menschen über erbrachte Leistungen und Erfolge definiert und als ob das nicht schon schlimm genug sei, wird das Problem nun auch noch auf unsere Hunde übertragen.
Immer wieder entwickeln sich neue Trends und es ist nachvollziehbar verlockend, das ein oder andere ausprobieren zu wollen: Canicross, Dog Dancing und vielleicht noch Rallye Obedience. Oder am besten noch alles auf einmal. Warum auch nicht? Instagram serviert einem die verschiedenen Hundesportarten täglich auf dem Silbertablett. Und wer dazu gehören will, muss halt etwas zu bieten haben. So ein Like muss man sich schließlich verdienen.
Versteht mich nicht falsch.
Ich halte es für absolut notwendig, dass wir unsere Hunde artgerecht beschäftigen. Aber das entscheidende Wort ist artgerecht.
Ich halte es nicht für artgerecht, wenn der Hund fünf Sportarten in einer Woche absolvieren muss. Ich empfinde es ebenso wenig artgerecht, wenn jeden Tag etwas anderes auf dem Plan steht. Und vor allem empfinde ich es nicht als artgerecht, wenn der Mensch seine eigenen Wünschen über die Bedürfnisse des Hundes stellt.
Hunde, die körperlich beeinträchtigt sind, werden zum Agility geschleppt. Hunde, die überhaupt keinen Spaß an Nasenarbeit haben, werden Samstags zum Mantrailing gebracht. Hunde, die im Sommer am liebsten nur rumliegen würde, müssen zum Longieren.
Warum?
Natürlich müssen Hunde beschäftigt werden und sicherlich wäre Mantrailing eine Möglichkeit. Aber es muss doch auch zum Hund passen. Nur weil der Mensch Interesse an dieser Sportart hat, muss das noch lange nicht auf den Hund zutreffen. Es sollte um den Hund gehen und nicht um erzielte Punkte oder gewonnene Pokale.
Hunde ruhen täglich zwischen 16 und 20 Stunden. Diese Zeit ist enorm wichtig, damit der Hormonhaushalt des Hundes im Gleichgewicht bleibt. Interessant ist auch, dass Rassehunden häufig ein erhöhtes Beschäftigungsbedürfnis nachgesagt wird. Dabei ruhen alle Hunderassen und auch Mischlinge die meiste Zeit des Tages, wenn sie selbstbestimmt leben dürfen. Bestimmten Rassen wird ein unendlicher Arbeitstrieb nachgesagt und ganz im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung endet der neumodische Beschäftigungswahn meistens in unausgeglichenden bellendne und winselnden Hunden. Und anstatt selbstreflektierend an das Problem heranzugehen, heißt es oft voreilig “Diese Hunde brauchen halt viele Aufgaben; hab ich immer gewusst.” Also gleich noch eine Runde raus, damit endlich Ruhe einkehrt *Ironie aus*
Jeden Tag eine andere Aufgaben, mehrere Hundesportarten pro Woche und am besten einmal täglich so richtig körperlich auspowern. Und am Ende wundert man sich, dass die Hunde nicht mehr zur Ruhe kommen …
Queen ist ein Schäferhund — ein Arbeitstier, wie man so schön sagt.
Doch auch sie muss nicht ständig beschäftigt werden. Oft werde ich gefragt, wie häufig ich in der Woche fährten gehen würde und wie sich Queen auf dem Hundeplatz macht. Wir gehen nur selten fährten und auf dem Hundeplatz sieht man uns nie. Selbst sog. Arbeitshunde sind mit einer abwechslungsreich gestalteten Runde durch den Wald, mit ein paar versteckten Futterbrocken und einem gemeinsamen Spiel völlig glücklich. So oft sehe ich Menschen mit Border Collies oder Australian Sheperds, die ihre Hunde maßlos überfordern. Die sind mit sechs Monaten in der Lage die Begleithundeprüfung abzulegen und können 20 verschiedenen Tricks. Ganz ehrlich: Muss das sein? Man fährt die Hunde auf ein Level, welches völlig unnatürlich, nicht artgerecht und anschließend zur Gewohnheit wird, was dann in einem Teufelskreis endet: Man macht zu viel mit dem Hund. Dieser zeigt seine Überforderung durch Unausgeglichenheit. Diese wird dann als Beschäftigungswunsch interpretiert, sodass das Level immer höher wird und der Teufelskreis vorprogrammiert ist.
Jeder junge Hund steckt voller Energie und Bewegungsdrang. Doch statt dem nachzugehen und das Level immer höher anzusetzen, sollte ein junger Hund lernen zur Ruhe zu kommen und entspannen zu können. Das ist viel wichtiger als jeder Trick oder jedes Kommando auf dem Hundeplatz.
Ob man auf den Hundeplatz geht, muss jeder selbst entscheiden. Ob man mit seinem Hund Sport machen möchte, ist ebenfalls jedem selbst überlassen — Solange man eines nicht vergisst: die Bedürfnisse des Hundes.
Die Grenze ist dann erreicht, wenn der Hund keine Freude mehr empfindet oder überfordert ist. Oft werden deutliche Anzeichen von Überforderung als “Arbeitstrieb” interpretiert. Bitte seid hier unbedingt aufmerksam, damit ihr die ersten Anzeichen von Überforderung auch richtig deuten könnt. Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Hunde uns gefallen wollen und ihre Bedürfnisse hinten anstellen. Von uns interpretierte Freude beim Hund kann auch lediglich das Streben nach Gefallen und der Wunsch nach Lob und Aufmerksamkeit sein. Wer seinen Hund im Hundesport führen möchte, sollte sich unbedingt mit den Symptomen von Überforderung auseinandersetzen.
Immer öfter beobachte ich, wie sich Hunde dem Menschen anpassen müssen. Das fängt schon bei einem Spaziergang an. Dabei gehen wir doch für unseren Hund raus. Warum verhalten wir uns dann nicht so? Die Menschen laufen schnellen Schrittes die Strecke ab, dabei wäre es viel artgerechter, wesentlich langsamer zu laufen. Habt ihr euren Hund schon mal den Weg bestimmen lassen? Meistens laufen die Hunde immer in das gleiche Gebiet. Mal gehen sie links herum, mal rechts. Mal erst in den Wald, mal erst auf die Wiese. Es handelte sich immer um das gleich “Revier”, doch sie gehen unterschiedliche Strecken innerhalb dieses Gebietes und vor allem viel langsamer als wir denken.
Hunde sind auch glücklich, wenn sie einfach mal durch den Wald streifen dürfen. Einfach mal überall schnüffeln können, wo sie möchten. Ein paar Kekse zusammen mit seinem Zweibeiner suchen oder gemeinsam über die Wiese toben.
Versteht mich nicht falsch — auch Queen und Püppi haben ihre Hobbys. Queen geht trailen und Püppi trickst. Ich hätte mit Püppi wesentlich lieber Agility gemacht, aber daran hatte Püppi schon nach kurzer Zeit keine Freude mehr. Beide werden zwischendurch mit Suchspielen und Dummyarbeit beschäftigt, doch das war auch schon alles. Wir würden nie morgens trailen und nachmittags Dummyarbeit machen oder anders herum. Sonst würde es keine Woche dauern und Queen käme nicht mehr zur Ruhe.
Ich möchte mich keineswegs gegen Hundesport aussprechen — ganz im Gegenteil: Es ist so wichtig, dass unsere Hunde artgerecht beschäftigt werden und einer Aufgabe nachgehen dürfen. Doch bei all den Beschäftigungsmöglichkeiten dürfen wir auf jeden Fall eines nicht aus den Augen verlierren: die Bedürfnisse unserer Hunde.
Hier werden die Hunde zwar ausgelastet, aber wir achten auch auf genügend Ruhephasen. Es ist nicht jeden Tag Action und es gibt nur einen Kurs, den wir mit den Hunden machen und das ist unser Crossdogging. Ansonsten gehen wir wandern, machen Suchspiele, apportieren und vertreiben uns auch mal mit Intelligenzspielen den Tag. Aber alles nicht jeden Tag und gerade an Tagen wo wir wandern waren, gibt es dann auch kein Extraprogramm mehr.
Gerne lass ich die Hunde mal den Weg aussuchen. Das ist ganz spannend und sehr unterschiedlich.
Leona geht immer die selbe Runde. Sie schnüffelt generell nicht viel und auch dann geht sie eher zügig voran. Sie scheint immer irgendwie Patrouille zu gehen.
Leo ist ganz anders. Er schnüffelt viel und geht sehr langsam. Dafür sucht er sich aber immer wieder neue Wege aus. Bei ihm weiß man vorher nicht so genau wo man landet. Meistens geht er aber im Gegensatz zu Leona gern ein Stück durchs Dorf.
Liebe Grüße
Miriam
Ich denke, es kommt auf die Qualität der „Auslastung“ an und nicht auf die Quantität. Wir gehen 1x die Woche auf den Hundeplatz und machen ansonsten im Garten hier und da ein bisschen Obedience Training. Und das war es auch schon. Ich denke, zusätzlich zu unseren Gassirunden und Spaziergängen passt das auch so. Jedenfalls haben meine Hunde mir noch nichts gegenteiliges gezeigt.
Liebste Grüße
Dani mit Inuki und Skadi
Unsere Hunde zeigen es uns wenn es ihnen langweilig ist und sie Beschäftigung brauchen. Sie kommen her und wollen toben. Manchmal mit Spielzeug in der Schnauze manchmal ohne.
Auf der anderen Seite zeigen Sie es uns wenn sie lieber ihre Ruhe wollen. Zeig ich einen von beiden das ich mit ihnen spielen will kommt es vor das sie mir die kalte Schulter zeigen.
Wir haben einen Garten hinter dem Haus, dort spielen Sie vorallem im Sommer gern mit einander. Täglich um ca. 16 Uhr geht es zur Gassirunde. Die meiste Zeit beim Gassi gehen wollen sie toben, rennen und fang mich spielen.
Ich finde zu viel ist nichts, aber zu wenig auch nicht. Die Bedürfnisse können sich auch ändern. Unser Rocky zum Beispiel will weniger Beschäftigung als früher. Dieses liegt wohl sehr stark an seinem Alter, der jüngste ist er nicht mehr.