Unsere Hunde nehmen in unserem Leben einen immer größeren Stellenwert ein. Wir haben unsere Hunde gerne um uns und beschäftigen uns viel mit ihnen. Die zahlreichen Angeboten an verschiedenen Hundesportarten werden gerne genutzt und immer mehr Hunde dürfen mit ins Büro.
Doch diese im Großen und Ganzen durchaus positive Entwicklung, bringt auch einige unschöne Nebenwirkungen mit sich. Früher gab es den typischen Hofhund, der Haus und Grundstück bewachte, während Frauchen ihre Besorgungen erledigte. Früher wäre niemand auf die Idee gekommen, den Hund auf einem Samstag mit in die Innenstadt zum Shoppen zu nehmen. Heute scheint es immer mehr Menschen zu geben, die ihren Hund ausnahmslos immer und überall mit hin schleppen. Hunde werden immer mehr zum ständigen Begleiter, zum Partner- und Kinderersatz. Ganz viele Hunde können gar nicht mehr alleine bleiben.
Hunde sollen dabei sein. Um jeden Preis.
Und genau daher geht es heute um drei Dinge, die kein Hund können muss.
Hunde auf Volksfesten
Auch ich habe meine Hunde gerne um mich und nehme sie gerne mit. Eis essen nach einer schönen Waldrunde? Solange wir einen Tisch draußen bekommen und es nicht so voll ist, gerne. Besorgungen in der Stadt? Solange ich nicht quer durch Osnabrück muss, sondern zum Beispiel nur in einen nicht so belebten Teil muss oder ich zum Beispiel in der Heimat bin, nehme ich auch hier schon mal einen der beiden mit. Doch es gibt Orte, da würde ich meine Hunde niemals mit hinnehmen.
Weihnachtsmarkt, Kirmes oder Flohmärkte sind absolut tabu. Niemals würde ich meine Hunde irgendwo hin mitnehmen, wo viele Menschen sind. Auf einem Weihnachtsmarkt zum Beispiel lauern so viele Gefahren: Große Füße, die nicht darauf achten, wo sie hintreten. Brennende Zigaretten oder heißer Glühwein. Räder von Kinderwagen und Scherben auf dem Boden.
Völlig unverständlich sind dann die Argumente der Hundehalter: Mein Hund muss das können. Das muss er lernen.
Warum?
Warum sollte er das können? Worin liegt sein nutzen? Oder ist vielleicht der Mensch der einzige, der davon profitiert?
Kein Hund fühlt sich dort wohl. Und selbst, wenn er keine Angst zeigen sollte, so findet er es sicher nicht prickelnd, all diese tollen Gerüche von leckerem Essen ausblenden zu müssen. Solche Feste sind die pure Reizüberflutung für unsere Vierbeiner.
Ich erinnere mich noch gut an eine Mail im Anschluss an einem Artikel über Weihnachtsmärkte: “Mein Hund geht auch mit mir auf Konzerte. Das findet der total ok.”
So viele Menschen, die extreme Lautstärke und Enge? Mir fehlen die Worte.
Auch das Argument, der Hund könne nicht alleine bleiben, ist deplatziert. Wenn ein Hund es nicht gelernt hat, dann kann er es nachholen. Es gibt so viele Möglichkeiten, seinem Hund das Alleine bleiben bei zubringen. Der Hund wird es einem danken.
Kein Hund muss sich von fremden Menschen anfassen lassen.
Sollte unser Hund der Hand eines Fremden ausweichen, haben wir das zu akzeptieren. Wie oft sehe ich Menschen, die ihre Hunde an der Leine kurz halten, damit ein Kind den Hund streicheln kann. Dem Hund sieht man an, dass er am liebsten das Weite suchen würde. Nicht nur, dass man das Vertrauen zu seinem Hund völlig zerstört. Man provoziert auch eine durchaus gefährliche Situation. Nicht jeder Hund lässt sich das auf Dauer gefallen. Irgendwann reißt vielleicht der Geduldsfaden und der Hund schnappt zu.
Ich bin mir durchaus darüber bewusst, dass es Situationen gibt, in denen der Hund sich anfassen lassen muss. Zum Beispiel das Auslesen des Chips bei einer Prüfung oder der Besuch beim Tierarzt. Aber diese speziellen Situationen lassen sich üben und positiv bestärken. Nur weil ein Hund sich beim Tierarzt untersuchen lassen muss, bedeutet das nicht, dass er sich von jeder fremden Person auf der Straße anfassen lassen muss.
Am Besten noch von einem Spaziergänger unterwegs, der sich schön vorbeugt und eurem Hund direkt in die Augen blickt. Natürlich kann man die Person bitten sich hinzuknien und vielleicht eines eurer Leckerlis anbieten. Doch sollte euer Hund dieser Situation ausweichen zu wollen, dann akzeptiert das bitte.
Kein Hund muss mit Artgenossen spielen.
Kennt ihr diese “komm — wir — suchen — dir — einen — Spielfreund — Hundebesitzer? Ihr erkennt sie daran, dass sie grundsätzlich dort zu finden sind, wo in der Regel auch andere Hunde laufen. Man erkennt sie an dem lang gestreckten Hals und dem scannenden Blick, mit dem sie die Gegend abchecken. Grundsätzlich wird die Richtung angesteuert, wo andere Hunde gesichtet wurde und direkt drauf zu.
“Wollen wir sie mal Hallo sagen lassen?”
Meistens kennen die Hunde solcher Menschen es ja nicht anders. Andere Hunde verfolgen, anquatschen, Leinen los und dann “machen die das schon unter sich aus”. Demnach hängt der Hund ja schon erwartungsvoll in der Leine.
Kein Hund muss mit anderen spielen. Kein Hund muss den Kontakt mit Artgenossen dulden. Warum auch? So verschieden wie wir sind, so verschieden sind auch unsere Hunde. Auch Hunde können Einzelgänger sein und lieber für sich ihre Runden drehen.
Hunde sind keine Menschen. Sie haben eigene Bedürfnisse, die wir respektieren sollten. Hunde haben in Menschenmassen nichts zu suchen, sie brauchen sich von keinen fremden Menschen anfassen zu lassen und sie müssen auch mit keinem Artgenossen spielen, dem sie ausweichen wollen.
Wir müssen uns von den Gedanken trennen, dass Hunde etwas erlernen müssen. Wir müssen den Wunsch, den Hund immer und uneingeschränkt dabei haben zu wollen, hinten die Bedürfnisse unseres Hundes stellen. Vertrauen basiert auf gegenseitigem Respekt und wer weiß, vielleicht geht unsere Hund irgendwann ganz allein zu einer fremden Person, wenn wir die Entscheidung ihm überlassen und aufhören, ihm diese Situationen aufdrängen zu wollen.