Der illegale Welpenhandel boomt. Überall liest man von prall gefüllten Transportern, die an irgendwelchen Grenzen gestoppt worden sind. Viel zu viele Hunde auf viel zu wenig Raum. Zu früh wurden die Welpen von ihren Müttern getrennt. Ich glaube, wir haben nicht annähernd eine Vorstellung davon, wieviel Leid und Betrug tatsächlich dahinter steckt…
Wir alle kennen die Fakten.
Hündinnen werden wie Gebärmaschinen behandelt. Viel zu früh werden ihre Hundewelpen weggenommen. Viel zu schnell werden sie wieder gedeckt. Unter unwürdigen Verhältnissen werden die Welpen in sogenannten Hundevermehrstationen aufgezogen. Der Tod ist stets einkalkuliert: Sowohl Welpen als auch Hündinnen sind oft krank. Auch die Haltungsbedingungen der Elterntiere sind in diesen Fällen oft tierschutzwidrig. Eine ausländische Herkunft der Hundewelpen wird dabei oft verheimlicht, statt dessen eine inländische Herkunft vorgetäuscht.
Überall findet man die Anzeigen. Ob im Internet oder in Tageszeitungen. Nahezu jede Rasse scheint zu Verfügung zu stehen. Wenn man den Preis genauer betrachtet, muss einem klar sein, dass weder die Welpen noch die Elterntieren ausreichend medizinisch versorgt worden sein können.
In den Anzeigen findet man Worte wie “Hobbyzucht” oder “liebevolle Aufzucht”.
Die meisten Welpen kommen aus Osteuropa. In engen und verschmutzten Kisten werden sie in Kofferräumen oder Kleintransporten zu uns geschafft.
Die Welpen werden zu unterirdischen Preisen angeboten. Dabei kann ein Welpe (je nach Rasse) schon einmal bis zu 2.000 EUR kosten. Die Freude über ein “Schnäppchen” kann ein schnelles Ende finden. Wir alle wissen, wie schnell man ein Vermögen beim Tierarzt lassen kann. Zudem ist in Osteuropa nach wie vor die ansteckende und tödlich verlaufende Tollwut vebreitet ist. Eventuell muss der Welpe in Quarantäne oder stirbt schlimmstenfalls nach wenigen Tagen oder Wochen. Viele Tiere sind am Ende mit ihren Kräften und völlig ausgehungert.
Kein Kauf aus Mitleid.
Durch die frühe Trennung von der Mutter in einer entscheidenden Entwicklungs- und Lernphase treten erhebliche Störungen in der Prägung und Sozialisation auf. Diese können unter Umständen nur schwer oder gar nicht aufgearbeitet werden. Die Welpen sind oft unsicher, stress- sowie aggressionsanfällig. Viele fühlen sich überfordert, geben auf und das arme Tier landet im Tierheim.
In der Regel verfügen die Tiere nicht über einen Ausweis. Geimpft sich sie — entgegen der Aussagen der Betrüger — oftmals auch nicht.
Die Dunkelziffer beim illegalen Welpenhandel ist hoch. Die Behörden erfahren in der Regel durch Straßenverkehrskontrollen oder Hinweise aus der Bevölkerung von den Verstößen gegen tierschutz- und/oder tierseuchenrechtliche Anforderungen. Beim Verdacht auf entsprechende Verstöße gegen das Tierschutz- und/oder das Tierseuchenrecht sollte daher umgehend die Polizei, das örtlich zuständige Veterinäramt oder die oberste Veterinärbehörde des jeweiligen Bundeslandes (i.d.R. das Landwirtschaftsministerium) informiert werden.
Rechtlicher Hintergrund
Derjenige, der gewerblich mit Tieren handeln möchte, braucht eine Erlaubnis der zuständigen Behörde, dem Veterinäramt. Seit August 2014 sind außerdem das Verbringen und die Einfuhr von Wirbeltieren nach Deutschland gegen Entgelt sowie die entgeltliche Vermittlung der Abgabe solcher Tiere erlaubnispflichtig. Auch bei der Haltung und Betreuung der Tiere sind die Anforderungen des Tierschutzgesetzes zu beachten. Danach muss derjenige, der ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen, und verhaltensgerecht unterbringen.
Ergänzender Bedeutung hat die Tierschutz — Hundeverordnung: Ein Welpe darf erst im Alter von über 8 Wochen vom Muttertier getrennt werden. Auch im Hinblick auf den Transport der Hunde existieren einschlägige tierschutzrechtliche Anforderungen, um das Wohlbefinden der Tiere während des Transportes zu gewährleisten.
Nach tierseuchenrechtlichen Vorgaben dürfen Hundewelpen aus anderen EU-Mitgliedstaaten nur dann nach Deutschland verbracht werden, wenn sie mit einem Mikrochip gekennzeichnet sind und eine gültige Tollwutschutzimpfung besitzen. Beides muss in einem EU-Heimtierausweis eingetragen werden.
Darüber hinaus muss die Gesundheit des Tieres innerhalb von 48 Stunden vor dem Transport von einem dafür zugelassenen Tierarzt in einem speziellen Gesundheitszeugnis bestätigt werden. Da die Tollwutimpfung in der Regel erst im Alter von 12 Wochen durchgeführt wird und es danach 21 Tage dauert, bis ein gültiger Impfschutz erreicht wird, können Hundewelpen aus tierseuchenrechtlichen Gründen erst ab einem Alter von 15 Wochen nach Deutschland verbracht werden. Das Verbringen dieser Tiere ist dem für den Empfangsort zuständigen Veterinäramt über das elektronische Meldesystem TRACES anzukündigen.
Woran erkennt man einen illegalen Welpenhandel?
Generell vorsichtig sollte man sein, wenn der Welpe extrem günstig angeboten wird. Man sollte darauf bestehen, die Mutter der Welpen sehen zu können. Auch eine Übergabe auf einem Parkplatz oder anderem öffentichen Ort sollte die Alarmglocken in Bewegung setzen. Vorsicht ist ebenfalls geboten, wenn viele Welpen verschiedener Rassen angeboten werden. Im Zweifel sollte man stets einen Tierarzt kontaktieren. Dieser kann auch feststellen, ob das Tier gechipt und die Papiere echt sind. Sollte der Züchter keinerlei Interesse an den Käufern zeigen, ist auch das ein alarmierendes Zeichen. Seriöse Züchter möchten stets wissen, wo ihre Welpen in Zukunft leben werden. Außerdem sollten die Hunde 8 Wochen oder älter sein. Ist der Welpe neugierig und aufgeweckt oder ängstlich und zurückhaltend? Im Zweifel kann man sich auch an den VDH (Verband Deutsches Hundewesen) wenden und sich über die Seriösität eines Züchters informieren.
Und da wäre der Kopf.
Auch ich stand schon auf dem Hof eines Welpenhändlers. Ich war 12 Jahre alt. Mit meinen Eltern fuhr ich zu einer Adresse, die wir aus der Zeitung hatten. Dort war lediglich von Westhighland — Terriern die Rede. In einer großen Scheune befanden sich unzählige riesige Wannen. Die Wannen war derart hoch, dass ich gerade hineinsehen konnte. In jeder Wanne saßen Welpen der verschiedensten Rassen. Soweit ich mich erinnern kann, waren es hauptsächlich kleine Rassen, aber ich kann mich in dem Punkt täuschen.
Ich war noch jung, wollte einen Welpen mitnehmen. Meine Eltern waren vernünftiger als ich und wir fuhren nach Hause. Meine Mutter hat noch versucht, gegen den Betreiber des Hofes vorzugehen — erfolglos.
Und da wäre das Herz.
Hat nicht jeder Hund ein liebevolles Zuhause verdient? Haben die Welpen nicht schon genug mitmachen müssen? Sollte ihr Leid nicht am besten jetzt und hier direkt enden?
Queen stammt zwar nicht aus dem illegalen Welpenhandel und dennoch lief dort auch nicht alles rund. Mit 7 Wochen kam sie von ihrer Mutter weg. Mit ihrem Bruder kam sie zu einer Züchterin in meine alte Heimatstadt, bei der ich gelegentlich Zeit verbrachte. Ich ging mit den Hunden spazieren, denn sie verbrachte in der Regel nur morgens und abends eine Stunde bei den Hunden. Mit meinem Opa bin ich oft in den Mittagsstunden zu der Zwingeranlage gefahren um Zeit mit den Hunden verbringen zu können. Mein Opa kannte die Züchterin von früher aus dem Hundesport.
Queen wuchs in einem Zwinger auf. Ihr Zwinger war in einer kleinen Scheune. Er bestand aus weißen Fliesen und einem Liegebrett. War die Züchterin vor Ort, so durften die Hunde in einen Auslauf. Dieser wird ungefähr 4 x 4 m groß gewesen sein.
Lange war nicht klar, ob ich Queen zu mir nehmen konnte. Eigentlich wollte die Züchterin sie als Zuchthündin behalten. Dann wurde überlegt, sie nach Amerika zu verkaufen. Einige Wochen vergingen, sodass Queen erst mit fast vier Monaten zu mir kam. Bis dahin kannte sie also hauptsächlich ihren Zwinger, den Auslauf und den Hof. Dass sie in der entscheidenen Prägephase nicht viel kennen gelernt hat, merkt man ihr noch heute an. Queen ist ein tendentiell unsicherer Hund. Kleinigkeiten können sie aus der Bahn werfen und man braucht viel Geduld um sie aus ihrer Unsicherheit wieder herauszuholen.
Vielleicht hätte manch einer lieber einen Hund bei einem Züchter gekauft, bei dem die Hunde im Haus wohnen konnten. Ich habe auf mein Herz gehört und alles in Bewegung gesetzt, damit Queen mit mir nach Hause gehen konnte. Vom ersten Tag an wusste ich, dass da eine ganz besondere Bindung zwischen uns bestand. Ich hätte alles dafür getan, Queen mitnehmen zu können.
Hätte ich das nicht gemacht, würde sie heute nicht mehr leben…
Queen hat eine beidseitige ED. Die Züchterin hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie Queen am Tag des Röntgens “auf dem Tisch liegen gelassen hätte”. Das ist in Hundesportkreisen ein Ausdruck dafür, den Hund nach dem Röntgen gar nicht mehr aus der Narkose aufwachen zu lassen. Mit einer ED ist sie von der Zucht ausgeschlossen und für Züchter mithin “wertlos”.
Was ich damit sagen möchte: An der Stelle, an der manche ihren Kopf eingeschaltet hätten, habe ich auf mein Herz gehört und damit die beste Entscheidung meines Lebens getroffen habe.
Queen Situation ist mit der im illegalen Welpenhandel natürlich nicht vergleichbar. Ich will damit nur sagen, dass ich es durchaus verstehen kann, Entscheidungen aus dem Herzen zu treffen.
Ich sage damit nicht, dass man den Welpenhandel unterstützen sollte. Man muss sich darüber bewusst sein, dass für jeden verkauften Welpen im illegalen Handel mehrere Würfe “nachproduziert” werden. Kaufe ich also einen Welpen aus dem Welpenhandel, so schenke ich ihm vielleicht ein tolles Leben, bin aber gleichzeitig für weitere Würfe mitverantwortlich. Die Nachfrage bestimmt das Angebot — in diesem Sinne müssen wir alle an einem Strang ziehen und dem illegalen Welpenhandel ein Ende setzen.