Heute morgen habe ich auf TikTok ein Video gesehen, welches mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist. Eine junge Frau filmte sich und blendete im Video einen Text ein. Dort erzählte sie, sie habe als Kind ihren Hamster auf den Schreibtischstuhl gesetzt und den Stuhl gedreht. Einmal so sehr, dass der Hamster vom Stuhl fiel und sich verletzte. Das Video enthielt einen Sound, sodass am Ende die Worte “everybody makes mistakes” eingespielt wurden. Schrecklich, dass man solch eine Geschichte zu einem TikTok Video verwursten muss. Für Klicks und Likes oder weil man es tatsächlich unterhaltsam findet? Ich möchte es gar nicht wissen…
Ich schaute mir daraufhin die Kommentare unter dem Video an, weil ich fest mit einem Shitstorm gerechnet hatte, doch was dort stand, war eigentlich mindestens genau schrecklich wie das Video an sich. “Das habe ich als Kind auch immer gemacht”, “Ich habe als Kind mal unserem Hund das Ohr getackert” und “unser Hase hatte immer so schlimmen Nasenausfluss. Da habe ich ihm unter dem Wasserhahn die Nase gespült, doch dann war es tot.” Dies waren nur einige wenige von zahlreichen vergleichbaren Kommentaren. Menschen, die im Kindesalter ihre Haustiere gequält haben und sich heute darüber lustig machen, statt sich — wie ich angemessen finden würde — in Grund und Boden schämen.
Auch ich habe im Bekanntenkreis Kinder, welche die Haustiere (in den meisten Fällen sind es Hunde) nerven. Eigentlich muss man Worte “tyrannisieren” oder “quälen” benutzen. Dass dem Hund an der Rute oder dem Ohr gezogen oder dass auf ihm geritten wird, ist hier noch eine harmlose Methode, sich die Zeit zu vertreiben. Und statt, dass die Eltern eingreifen, verkünden sich voller Stolz wie lieb ihr Hund doch ist. “Der lässt alles mit sich machen. So ein braver Hund.”
Dass der Hund alles mit sich machen lässt, ist vielleicht nicht nur eine Frage der Zeit, sondern vor allem ist es Tierquälerei, die der Hund aus Liebe zu seiner Familie still erträgt.
Tieren absichtlich Leid zuzufügen, ist grausam und wird gemäß § 17 des Tierschutzgesetzes mit empfindlichen Geldbußen oder mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe geahndet.
Versteht mich nicht falsch. Ich finde es toll, wenn Kinder mit Tieren aufwachsen können, doch weder ein Hund, noch eine Katze, ein Kaninchen oder ein Hamster ist ein Tier, welches man einem Kind schenken und überlassen sollte. Wenn Kind und Tier zusammen aufwachsen sollen, dann sollte das Tier immer ein Tier der Familie sein. Und das bedeutet, dass sich in erster Linie die Eltern kümmern sollten. Ein Elternteil sollte also mit dem Familienhund rausgehen und nicht das Kind alleine. Ab wann ein Kind übrigens mit einem Hund alleine rausgehen darf, könnt ihr hier nachlesen. Ein Kaninchen ist kein Tier, welches in einem Gitterkäfig im Kinderzimmer stehen sollte. Gott sei Dank wurde die Haltung von Kaninchen endlich gesetzlich geregelt: Kaninchen dürfen nicht alleine gehalten werden und zwei Kaninchen benötigen mindestens 6 Quadratmeter zur Verfügung. Alle Gitterkäfige und sonstige vergleichbar große Ställe aus den Tiergeschäften sind tierschutzwidrig!
Wenn Kinder und Tiere in der Familie leben, dann sollte es immer auch Regeln geben, die von allen beachtet werden müssen. Ein Kind hat zum Beispiel nichts im Körbchen des Hundes verloren, wenn dieser darin schlafen möchte. Ein Hund braucht einen Rückzugsort, bei dem er darauf vertrauen kann, dass ihn dort niemand stört. Das Körbchen ist also tabu. Ebenso hat ein Kind nichts am Futter des Hundes verloren. In erster Linie sind hier die Eltern gefragt, ihrem Kind einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Tier beizubringen. Dazu gehört auch, dass man Kind und Tier nicht alleine lässt. Langeweile hat schon die nettesten Kinder auf dumme Gedanken gebracht.
Kaninchen sind nach wie vor ein beliebtes “Anfängertier” für kleine Mädchen. Dabei sind Kaninchen so anspruchsvolle Tiere. Trockenfutter hat in einem Kaninchen nichts zu suchen. Stattdessen benötigen sie frische Wiese und hier kann schnell etwas giftiges im Napf landen. Wer seinem Kind also ein Kaninchen schenken möchte, muss immer zwei Kaninchen zusammen halten, muss einen Stall mit mindestens 6 Quadratmeter Fläche schaffen und muss täglich frisches Futter besorgen. All das kann selbstverständlich gemeinsam mit dem Kind stattfinden, doch man kann die Verantwortung nicht aus angeblich pädagogischen Gründen in die Hände eines Kindes legen frei nach dem Motto “Du wolltest das Tier, also kümmere dich darum.” Viele vergessen, dass es sich um ein Kind handelt, welches darauf angewiesen ist, dass man ihm den richtigen Umgang mit einem Tier vermittelt. Dem Kind Grenzen aufzuzeigen, ist nicht nur aus Liebe zum Tier notwendig, sondern dient auch dem Schutz des Kindes.
So oft erlebe ich, dass Kinder ohne zu Fragen auf Queen oder Püppi zugelaufen kommen. Manchmal sind sie alleine unterwegs, manchmal werden sie von ihren Eltern begleitet, die allerdings auch nicht einschreiten. Wenn man die Eltern bittet, dass ihre Kinder nicht noch näher kommen sollen, dann wird man nicht nur fragend angesehen, sondern teilweise auch beschimpft. Ich solle mit meinen aggressiven Tölen doch woanders hergehen, wenn sie keine Kinder mögen würden. Dass man Kindern erklären sollte, den Hundebesitzer vorher zu fragen, ob man den Hund streicheln darf, scheint aus einer früheren Zeit zu stammen. Antiautoritäre Erziehung ist gerade wieder modern, oder? Sorry, das habe ich nicht bedacht. Ist ja nicht nur im Trend, sondern sicher auch so schön einfach. Einfach rennen lassen; wichtig nur, man hat seine Ruhe.
Vielleicht ist das alles auch ein Umstand, der der heutigen Zeit geschuldet ist. Ich habe mich zwar immer geweigert Ausdrücke wie diese zu nutzen, doch nun komme ich nicht umher: meiner Generation (für alle, die es nicht wissen — ich bin Baujahr 1988) wurde noch beigebracht, was Rücksichtnahme, Respekt und Fürsorge bedeutet. Für mich ist es selbstverständlich, für einen älteren Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln aufzustehen. Wenn man heute Kinder zwischen 10 und 15 Jahren beobachtet, schämt man sich am laufenden Band. Nicht nur, dass sie ältere Menschen in die unangenehme Lage bringen, dass sie um einen Sitzplatz fragen müssen. Man muss zudem noch damit rechnen beschimpft und beleidigt zu werden. Was soll man also erwarten?
Bei dem Gedanken, was in Deutschlands Kinderzimmer mit Haustieren passiert, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Ich schreibe diesen Artikel in der Hoffnung, dass sich etwas ändern wird, doch ich weiß, dass Menschen, die sich meine Worte zu Herzen nehmen sollten, diese Zeilen nicht lesen werden.
Ich bin mir durchaus bewusst darüber, dass viele tierschutzwidrige Handlungen von Kindern eventuell gar nicht böse gemeint sind. Kleinkinder wollen den Hund vielleicht nur stoppen und ziehen deshalb an der Rute. Den Hund fest zu drücken, kann auch Ausdruck von Zuneigung durch ein Kleinkind sein. Gerade auch deshalb sind hier die Eltern gefragt, die eingreifen und erklären müssen, warum bestimmte Handlungen nicht in Ordnung sind. Erklärungen wie “stell dir vor, ich würde dir jetzt so fest an den Ohren ziehen — das würde dir doch auch weh tun”, könnten auch die Kleinsten bereits verstehen.
Haustiere sind kein Spielzeug, sondern Lebewesen mit Gefühlen, Bedürfnissen und Empfindungen.
Nicht selten werden Haustiere zu emotionalen Ventilen der Kinder. Plötzlich und von außen ohne erkennbaren Grund wird das Tier geschlagen und attackiert. Die plötzlich auftretenden Aggressionen sind oft Anzeichen tiefgehender Probleme der Kinder. Hier gilt es früh und behutsam einzugreifen, damit die Kinder lernen ihre Wut nicht an Tieren bzw. Schwächeren auszulassen. Nicht selten hört man von Jugendlichen, die in einer Gruppe Tiere voller Absicht gequält haben. Erst vor Kurzem las man von einem Schaf, welches von Jugendlichen gestohlen, gequält und in einem Pool ertrunken wurde. Katzen und Hunden werden Augen ausgestochen, Pfoten abgetrennt und Feuerwerkskörper in Körperöffnungen gesteckt. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass bei diesen Jugendlichen mehr als nur ein wenig schief gelaufen ist. Ich glaube, wir alle wollen nicht die Eltern eines solchen Kindes sein, daher ist es unabdingbar, früh den richtigen Umgang mit Tieren zu vermitteln und stets einzugreifen, wenn Grenzen überschritten werden.
Ganz allgemein, aber auch im Umgang mit Tieren sollten wir uns immer wieder einen Grundsatz vor Augen halten, der so alt ist, dass er leider kaum noch Berücksichtigung findet, aber doch so elementar ist:
Ich kann dir in allen Punkten einfach nur zustimmen!!! Heutzutage vergessen leider einige Eltern, was es bedeutet Erziehungsberechtigter zu sein. Man muss Kinder Regeln geben und auch erklären warum das so ist. Aber das ist mit Arbeit verbunden 😳🤷♀️
Da hast du recht …