“In welche Hundeschule geht ihr denn?”
Begegnet euch auch immer wieder diese eine Frage? Mittlerweile werde ich nur noch danach gefragt, in welche Hundeschule ich gehen würde. Nicht, ob ich dorthin gehe. Dies scheint oftmals gar keine Option zu sein.
In der Regel verneine ich dies schlicht und einfach und erkläre lediglich auf Nachfragen meine Gründe. Nicht selten hörte ich daraufhin folgende Sätze “Dann wundern Sie sich nicht, wenn ihr Hund asozial wird!” oder “Wenn Sie dies mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Immerhin haben Sie einen gefährlichen Hund.”
Großartig oder?
Aber zunächst zu unseren ganz persönlichen Gründen, warum ich mit Queen nicht in der Hundeschule war.
Eigentlich hat sich die Frage für mich gar nicht gestellt. Queen ist nicht mein erster Hund und ich habe mich bereits durch die Erziehung eines Terriers kämpfen müssen. Und dieser war weitaus sturer und dickköpfiger als Queen 🙂
Es ist nicht so, dass ich mir keine Gedanken über Queens Erziehung gemacht hätte. Daher habe ich Welpentreffen organisiert und verschiedene Treffen mit großen und kleinen Hunden — eine bunte Mischung eben. Ich hatte das große Glück, dass ich zwei Monate frei hatte, bevor ich mit dem Referendariat begonnen habe. Queen kam genau in dieser Zeit zu mir, sodass ich direkt viel Zeit in die Erziehung und Sozialisierung von ihr investieren konnte.
Püppi hat einen Welpenkurs besucht. Mir war wichtig, dass sie gleichaltrige Hunde um sich hat. Da wir zu der Zeit noch nicht lange hier gewohnt und demnach nicht viele Kontakte zu anderen Hundehaltern hatten, hielt ich das für sinnvoll. Mittlerweile haben wir auch hier viele Kontakte, sodass ich in Zukunft auf einen Welpenkurs verzichten würde.
Oft werde ich gefragt, ob ich die Entscheidung, mit Queen nicht in einer Hundeschule gewesen zu sein, bereuen würde.
Diese Frage würde ich definitiv mit “nein” beantworten.
Und dabei bin ich ein Fan von guten Hundeschulen. Aber eben nur von guten Hundeschulen.
Immer wieder kann man das Phänomen beobachten, dass die Hunde auf dem Hundeplatz super folgsam waren. Den gleichen Hund sieht man einen Tag später im Wald — allerdings ohne Frauchen, denn diese rannte wild durch die Büsche und suchte ihren Hund. Die Trainingseinheiten auf dem Hundeplatz sind sinnvoll, aber nicht alles. Hunde verknüpfen sehr schnell: Auf dem Hundeplatz muss ich die Kommandos befolgen, hier ist Frauchen / Herrchen konsequent, hier ist keinerlei Ablenkung vorhanden. Aber der Kurs geht zu Ende, der Alltag wartet jeden Tag.
Daher erkennt man in meinen Augen eine gute Hundeschule daran, dass das Training auch außerhalb des Geländes stattfindet. Der Trainer sollte die Einheiten auch auf die Innenstadt oder den Wald verlegen. Denn der Alltag findet dort statt und nicht in Reihe und Glied mit 15 anderen Hunden auf dem Hundeplatz, wenn alle gleichzeitig Sitz machen.
Ich möchte mich auf gar keinen Fall gegen Hundeschulen stellen. Ganz im Gegenteil. Es gibt so viele wirklich gute Hundeschulen, die jeden Cent wert sind. Vor allem unerfahrenen Hundebesitzern kann dort geholfen und die nötige Sicherheit im Umgang mit ihrem Hund vermitteln werden. Unerfahrene Hundebesitzer können von einem qualifizierten Trainer sehr viel über die Kommunikation lernen, was so wichtig ist. Wenn man sich für den Besuch einer Hundeschule entscheidet, sollte man sich vorab über die Hundeschulen im Umkreis informieren und sich für eine pflichtbewusste Hundeschule entscheiden, die über qualifizierte Hundetrainer verfügt und bei denen auch auf den einzelnen Hund individuell eingegangen wird.
Welpenkurse fördern die Sozialisation, doch wer bereits Erfahrungen gesammelt hat, sich ein wenig in das Thema hineinkniet und auf sein Bauchgefühl hört, kann die Sozialisation selbst übernehmen. Wenn man mit seinem Hund in den Wald geht oder auf Hundewiesen, dann trifft man dort ebenfalls Hunde. Es gibt genügend Anzeigen im Internet, in denen Hundehalter Spielfreunde für ihre Vierbeiner suchen. Und wer bereits Erfahrungen gemacht hat, die Körpersprache von Hunden lesen kann und die Sozialkontakte gewissenhaft filtert, der kann im Alltag bereits viel erreichen. Viele Hundeschule bieten Welpenkurse an. Die Hunde treffen auf gleichalte Artgenossen, manchmal wird sogar zusätzlich nach der Größe des Hundes unterschieden. Doch ein junger Hund muss mit allen Hunden konfrontiert werden, ob groß oder klein, ob alt oder jung. Im Alltag wird man auch auf die verschiedensten Hunde treffen und dann muss diese Situation gemeistert werden. Hundeschulen können hier nur unterstützend mitwirken, in dem sie den Hundehaltern zeigen, wie man Begegnungen mit anderen Hunden meistern kann. Doch auch hier sollte man sich nicht auf den Kurs alleine verlassen. Man nimmt sicher viel Basiswissen mit, doch das muss im Alltag auch angewendet werden.
Außerdem sollte die Entscheidung, Hundeschule oder nicht, jedem selbst überlassen sein. Wer sich die Erziehung und Sozialisation selbst zutraut, der sollte dies auch durchziehen können, ohne sich einem Kreuzverhör stellen zu müssen. Ich habe meine Entscheidung zu keinem Zeitpunkt bereut. Natürlich kommt hinzu, dass Queen wirklich sehr umgänglich und folgsam ist. Ihre Erziehung verlief völlig unkompliziert. Es kann also sein, dass meine Entscheidung anders ausgefallen wäre, wenn Queen nicht Queen wäre. Jeder Hund ist verschieden und wir kennen unsere eigenen Hunde am besten. Also lasst euch bei der Frage nach einer Hundeschule nicht von irgendwelchen gesellschaftlichen Zwängen beeinflussen. Braucht Ihr Unterstützung, dann holt sie euch — aber bitte von qualifizierten Hundetrainern und nicht von Leuten, die mit der Suche nach Unterstützung in der Hundeerziehung nur ihr schnelles Geld verdienen wollen. Und habt keine Angst auf euer Bauchgefühl zu hören. Wenn ihr unsicher seid, dann holt euch Unterstützung und Rat. Habt ihr ein Bauchgefühl, dann zögert nicht, auf dieses zu vertrauen.