Nachdem gestern der Artikel “Können Hunde Rassen unterscheiden?” veröffentlicht wurde, erreichten mich einige Nachrichten und Kommentare, die dazu führten, dass dieser Artikel nun eine Art “Nachtrag” bekommt.
Eigentlich sollte es ganz nüchtern und neutral darum gehen, ob Hunde in der Lage sind Artgenossen zu erkennen. Ich habe mich mit verschiedenen Studien und Experimenten auseinandergesetzt, die festgestellt haben, dass Hunde Artgenossen von anderen Tieren und Menschen unterscheiden können. Dass Hunde auch unterschiedliche Rassen auseinanderhalten können, wurde nicht bestätigt.
Ich fand diese Ergebnisse super interessant und wollte sie in einem Blogartikel mit euch teilen. Um zu erklären, wie ich auf dieses Thema gekommen bin, habe ich von einer Situation erzählt, die uns immer wieder begegnet. Ein Hund kommt uns entgegen und pöbelt. Kann passieren, kein Problem. Oft entschuldigen oder erklären die Besitzer das Verhalten mit folgendem Satz “Der mag halt keine Schäferhunde”. Mittlerweile ist das schon so oft passiert, dass wir in der Regel nur noch schmunzeln müssen. Und weil wir uns gefragt haben, wieso die Menschen das sagen und was dahinter stecken kann, habe ich mich mit den Studien auseinander gesetzt.
Soweit so gut 🙂
Die Ergebnisse sind etwas in den Hintergrund gerückt und es ging in den Kommentaren und Nachrichten eigentlich nur noch um Vorurteile gegenüber Schäferhunden. Hundehalter berichteten, ihre Hunde hätten ebenfalls ein Problem mit Schäferhunden und würden sich bei keiner anderen Rasse so verhalten.

Obwohl ich es bereits im dem Ausgangsartikel geschrieben hatte, möchte ich es hier auch nicht unerwähnt lassen: Es geht nicht darum, dass Hunde bestimmte Erfahrungen mit einer Rasse gemacht haben und seitdem dieser Rasse gegenüber skeptisch oder unsicher sind. Es ist vollkommen logisch, dass negative Erfahrungen zu Unsicherheit und Unwohlsein fühlen und entsprechend folgerichtig bestimmte Verhaltungsmuster hervorrufen. Auch Queen musste schon sehr unangenehme Erfahrungen mit einem Münsterländer machen und verhielt sich noch mehrere Wochen dieser Rasse und ähnlich aussehenden Hunden gegenüber skeptisch und unsicher. Völlig nachvollziehbar.
Doch eigentlich war dies gar nicht Inhalt des Artikels.
Es ging darum, ob Hunde Rassen unterscheiden können ohne bestimmte Erfahrungen mit dieser Rasse gemacht zu haben. Denn auch in Kommentaren und Nachrichten wurde von Hunden berichtet, die bei Schäferhunden aggressiv reagieren ohne mit dieser Rasse Erfahrungen gemacht zu haben. Ohne mit Schäferhunden in Kontakt getreten zu sein, würden die Hunde aggressiv reagieren. Erklärt wurde das oft mit der Gangart der Schäferhunde. Sie hätten durch ihren aufrechten Gang eine “ungewöhnliche” Wirkung.
Es mag sein, dass Hunde Unterschiede im Gesichtsausdruck oder der Körperhaltung wahrnehmen, doch es konnte in den Studien nicht bewiesen werden, dass sie zum Beispiel einen Schäferhund von einem Husky unterscheiden können.
Aber woran kann es liegen, dass Hunde Schäferhunden gegenüber eine Abneigung zeigen, ohne je Erfahrungen mit ihnen gemacht zu haben?
Ich bin mir sicher, dass der Schäferhund lange nicht mehr den guten Ruf genießt, den er früher genossen hat. Es gibt viele schwarze Schafe, die Schäferhunde halten und überhaupt nicht mit dieser Rasse umgehen können. Ergebnis ist, dass die Hunde dieser Menschen aggressiv sind und pöbeln, vielleicht sogar andere Hunde oder Menschen gebissen haben. Natürlich steckt in dieser Rasse ein gewisses Potential — das streite ich nicht ab.
Und es mag auch durchaus sein, dass Hunde oder Menschen von Schäferhunden gebissen worden sind, keine Frage. Doch Schäferhunde führen schon lange nicht mehr die Beißstatistik an und wenn ich mal grob überschlage, wie oft mir schon von Beißvorfällen von Schäferhunden berichtet wurde, dann bezweifel ich, dass es überhaupt so viele Exemplare dieser Rasse gibt wie Menschen, die behaupten sie oder ihr Hund sei von dieser Rasse schon gebissen worden. Ich möchte natürlich niemandem unterstellen, die Unwahrheit zu sagen. Doch diese Geschichte hört man einfach zu oft. Schäferhundbesitzer werden bestätigen können, dass man irgendwann nur noch schmunzelt und denkt, so viele Schäferhunde kann es gar nicht geben. Erst vor wenigen Tagen kam uns ein kleiner Mischling entgegen, der an der Leine völlig ausgerastet ist. Auch hier hörte ich wieder den Satz “Der mag keine Schäferhunde. Der ist schon mal gebissen worden.” Ich nickte nur, doch musste leicht schmunzeln, als die Person mit ihrem Hund uns den Rücken kehrte, denn irgendwie wusste ich es vorher schon. Das Ganze wurde von einem sehr netten pansionierten Polizisten, der einige Häuser weiter wohnt, beobachten. Er kam uns mit seiner ebefnalls pansionierten Schäferhündin entgegen und auf unserer Höhe fragte er nur “Wieder ein Hund, der von einem bösen bösen Schäfi angegriffen wurde?” Ich nickte nur und wir mussten bei laut lachen.
Schäferhunde haben keinen guten Ruf und das liegt leider an den vielen schwarzen Schafen, die ihre Schäferhunde zu gewährlichen Hunden gemacht haben. Die Rasse hat natürlich ein anderes Aggressionspotential als ein Pudel und wenn man die richtigen Knöpfe drückt, hat man keinen Hund mehr sondern eine Waffe an der Leine. Begegnet man dieser Rasse mit Verstand, Respekt und beschäftigt man diese Rasse vernünftig dann sind das die tollsten Hunde überhaupt. Schäferhundbesitzer werden mir hierbei sicher zustimmen. Man muss sich mit dem Wesen auseinandersetzen, muss wissen wann man sie wie beschäftigt und dann hat man einen unglaublichen tollen und sehr netten Hund.
Leider eilen die Vorurteile dieser Rasse voraus und viele Menschen sind sehr voreingenommen. Sie haben vielleicht Angst, fühlen sich unwohl oder — und klar das gibt es auch — mögen die Rasse schlicht und einfach nicht. Niemand kann sich davon freisprechen. Auch ich kann mir bestimmte Rassen nie an meiner Seite vorstellen.
In unserer Straße lebt ein Hund, den ich schon oft vom Fenster aus gehört und gesehen habe. Ich fasse mich kurz: ein durchaus aggressives Hund, dessen Halter aus Unwissenheit und Dummheit ihren Hund zu einem wirklich gefährlichen Tier gemacht haben. Nachdem ich einige unschöne Situationen Gott sei Dank mehr oder weniger nur durch Zufall gesehen habe, hoffte ich, diesem Hund nie mit Queen und Püppi zu begegnen. Doch es kam wie es kommen musste und er lief uns so in die Arme, dass wir nicht mehr ausweichen konnte. Frontal kam er auf uns zu und eine Mischung aus Unwohlsein und Abneigung kam in mir hoch. Es dauerte keine zwei Sekunden und Queen pöbelte los. Normalerweise kommentiert sie Hundebegegnungen nie und geht einfach an ihnen vorbei. Doch meine Unsicherheit und innere Abneigung führten dazu, dass sie darauf reagierte.
Und genauso erkläre ich mir, dass bestimmte Hunde ohne Erfahrungen mit Schäferhunden gemacht zu haben, bei dieser Rasse lospöbeln. Zwar habe ich keine Unsicherheit einer bestimmten Rasse gegenüber, doch im Hinblick auf diesen bestimmten Hund schon und genau das hat sich auf Queen übertragen. Ich glaube nicht, dass Hunde ohne Erfahrungen mit bestimmten Rassen gemacht zu haben, eine Abneigung ihnen gegenüber entwickeln. Nicht grundlos. Und wenn sie selbst keine Erfahrungen gemacht haben, dann vielleicht ihr Halter. Jede noch so kleine Unsicherheit überträgt sich auf unsere Hunde und genau hier liegt in meinen Augen das Problem.
Es mag eine Veränderung in unserer Körperhaltung sein, vielleicht ein anderer Griff zur Leine, vielleicht auch ein kleiner Geruch von Angst — doch unsere Hunde spüren das und reagieren auf unsere innere Haltung.
Hunde können keine Rassen unterscheiden und genau hier sollten wir auf uns selbst schauen. Habe ich dieser Rasse gegenüber vielleicht Vorurteile? Habe ich Respekt vor dieser Rasse und fühle mich unwohl? All das überträgt sich auf unsere Hunde.
Vielleicht sollten wir uns alle mehr mit der Körpersprache unserer Hunde auseinandersetzen. Wenn wir diese sicher deuten können, dann können wir auch einzelne Hunde besser einschätzen. Vorurteile bestimmten Rassen gegenüber aufgrund einzelner Situationen bringen uns nicht weiter. Hunde innerhalb einer Rasse haben zwar immer Gemeinsamkeit, doch sie sind noch lange nicht alle gleich. Wir können viel sicherer und aufgeschlossener mit Hundebegegnungen umgehen, wenn wir die Körpersprache des uns entgegen kommenenden Hundes deuten können. Auch unseren eigenen Hunden tun wir einen großen Gefallen damit, denn sie fühlen sich dafür verantwortlich, auf unsere Unsicherheit zu reagieren. Das kann zu kleinen Pöbeleien, aber auch zu Beißvorfällen führen. Daher sollten wir uns im eigenen Sinne und vor allem auch im Sinne unserer Hunde mit der Körpersprache unserer Vierbeiner auseinandersetzen und lernen sie richtig deuten zu können. Nur so können wir souverän in eine Hundebegegnung gehen und deplatzierte Vorurteile ablegen.
Ich habe keinen schäfi, kenne aber sehr nette und gut sozialisierte Schäferhunde. Auch das Gegenteil leider. Ich denke das Problem liegt darin, dass einige Schäferhundebesitzer sich diese Rasse anschaffen, um sich über ihren großen, ach so gehorsamen Schutzhund profilieren wollen.
Zum eigentlichen Thema: das Ergebnis wundert mich sehr. Man kann natürlich immer sagen, die Hunde hätten dann schon Erfahrungen mit der Rasse gemacht, nur fragt man sich dann ja auch, was für Hunde die in den Studien hatten…wurden die armen Tiere isoliert gehalten? Mein Goldie erkennt nämlich durchaus andere Retriever und mein Elo andere Elos. Genauso werden sie erkannt. Ein bordercollie, den ich kenne, spielt nur mit bordercollies und mit meinem Mischling, bei dem ich denke, dass ein Bordercollie drin ist. Ja, sie haben alle Erfahrungen mit den Rassen gemacht…aber wer hat schon isolierte Hunde? Ich hoffe niemand…
Es handelte sich nicht um isolierte Hunde, aber um Hunde die mit keiner Rasse negative Erfahrungen gemacht haben
Wie Du weißt, war ich 3 Jahre im Schäferhundverein und habe mit bekommen, dass diese Hunde, meist Schäfi und Malis so gut wie nie Kontakt zu anderen Hunden haben dürften und so auch kaum Sozialkontakt gelernt haben. Spielen ist tabu. Sie dürfen nur arbeiten um den Besitzern sportliche Erfolge zu bescheren.
So kommt es, das diese Hunde bei ungewollten Hundebegegnungen meist agressiv reagieren und so ihren schlechten Ruf bekommen.
Unser Schäfi war nur Famlienhund und immer freundlich. Es liegt meistens an den Haltern. Entweder zu unerfahren und dumm oder übermäßig streng,
Liebe Grüße. Astrid
Da hast du recht. Traurig aber wahr
Mein Hund ist grundsätzlich freundlich zu Artgenossen, egal welche Rasse und welches Geschlecht. Aufgrund negativer Erfahrungen meide ICH jedoch fremde Hunde, vor allem die weiblichen Vertreter, denn meine Hündin ist zwar auch zu Hündinnen nett, aber leider ist das umgekehrt nur selten der Fall. Sie hat kein Problem mit Schäferhunden und auch ich mag die Rasse eigentlich (für mich), aber ich habe zu oft welche erlebt, die auf meinen Hund einfach so losgehen wollten und sich nur mühsam von Herrchen/Frauchen haben abhalten lassen, regelrecht ausgerastet sind an der Leine oder auf der anderen Straßenseite so ausflippten, dass ich Angst hatte, der kommt rüber. Dazu oft Besitzer, die das lustig finden. Es mag ja sein, dass der Hund nicht wirklich etwas tut. Aber das kann man dann doch auch dem anderen Hundehalter kommunizieren statt dessen Angst um den eigenen Hund ins Lächerliche zu ziehen.