Der Trend geht zur Mehrhundehaltung. Verständlich, denn was ist besser als ein Hund? Genau — zwei Hunde. Nachdem Püppi im nächsten Monat schon vier Jahre alt wird, kann ich mit großer Gewissheit sagen: Ich kann es mir für mich und mein Leben nicht mehr vorstellen, nur einen Hund zu haben. Ich bin also die erste, die den Wunsch nach einem zweiten Hund nachvollziehen kann.
Ich bekomme regelmäßig Nachrichten und Anfragen von Lesern oder Followern in den Social Media Kanälen, die Auslöser für den heutigen Artikel sind. Angefangen bei Fragen, ob ich die Entscheidung bereuen würde bis hin zu Fragen, was genau sich verändert hat. Doch es erreichten mich auch Bitten. Bitten von Kindern die wollten, dass ich ihre Eltern überrede, dass zwei Hunde einziehen dürften. Zudem wurde ich oft gefragt, wie man Hunde am besten zusammenführt.
Ich habe Geschichten gehört, die in mir die blanke Wut auslösten. Ich wurde um Rat gefragt, was ich machen würde, wenn der erste Hund den neuen versuchen würde zu beißen. Auf mein Nachfragen kam heraus, dass der Ersthund grundsätzlich und schon seit Jahren unverträglich sei. Territoriale Hunde wurde im eigenen Garten mit dem zweiten Hund vergesellschaftet. Richtig wütend wurde ich, als ich las, dass der zweite Hund nur deshalb einzog, weil der sowieso schon keine Gesellschaft tollerierende Ersthund zu alt war um die Freizeitbeschäftigung und den Hundesport zu machen.
Daher wird es heute mal etwas ernster.
Dieser Artikel ist nicht wissenschaftlich, beruht auf keinen Untersuchungen, sondern basiert nur auf meinen Erfahrungen und meinen Erkenntnissen, die ich im Zusammenleben mit Hunde sammeln durfte. Ein Zweithund will gut überlegt sein, daher habe ich einige Voraussetzungen zusammengetragen, die meiner Meinung nach erfüllt sein müssen, bevor ein zweiter Hund einziehen kann.
Der erste Hund darf entscheiden
Wer einen Ersthund hat, der keine Artgenossen in seinem Territorium duldet oder vielleicht sogar allgemein kein Fan von Gesellschaft ist, der sollte sich keinen zweiten Hund ins Leben holen. So einfach und deutlich das ist, so schwer scheint es doch für viele Menschen zu akzeptieren zu sein. Was würdest du denn sagen, wenn dein Ehemann oder deine Ehefrau bzw. dein Freund oder deine Freundin einfach einen zweiten Partner ins Haus holen, dir vor die Nase setzen würde mit den Worten “Spielt mal schön zusammen?” Wer der erste Hund lieber der einzige bleiben möchte, ist das sein gutes Recht und ich finde es unverantwortlich und eine Katastrophe für beide Tiere, wenn dieses Recht missachtet wird.
Der erste Hund muss erzogen sein
Der Ersthund sollte erzogen sein. Und damit meine ich nicht, dass er wie ein Roboter funktionieren sollte. Aber die Grundregeln sollten sitzen. Kommandos wie Sitz, Platz und Bleib, geh auf deinen Platz usw. sind unerlässlich, wenn ein zweiter Hund das Haus betritt. Vor allem, wenn es sich um einen Welpen handelt, kann ich euch versprechen, dass es chaotisch wird. Der Zweithund muss sich erst an den Alltag und die Regeln in eurem Haus gewöhnen. Wenn der Ersthund dann nicht kontrollierbar ist, endet das ganze im Chaos. Außerdem sollte der erste Hund leinenführig sein. Einen zweiten Hund an der Leine zu führen ist nicht nur eine Umstellung, sondern gleicht einer Herausforderung, wenn es sich um einen Welpen handeln sollte oder um einen Hund, der das Laufen an der Leine nicht kennt. Wenn das Problem aber auf beide zutrifft, dann wird es nahezu unmöglich, gleichzeitig rausgehen zu können.
Der erste Hund muss ein Vorbild sein können
Gerade Welpen schauen sich alles ab. Der erste Hund muss also ein Vorbild sein können. Wenn man sich vorstellt, dass der zweite Hund alle Problemchen und Eigenarten des Ersthundes annehmen könnte, dann muss man zu dem Ergebnis kommen, dass das in Ordnung wäre. Pöbelt der Ersthund zum Beispiel an der Leine, dann kann es gut sein, dass der zweite sich das abschauen wird. Handelt es sich nun um zwei 35 kg — Hunde wird es nicht möglich sein, beide Hunde halten zu können.
Man braucht Zeit
Ein zweiter Hund läuft nicht einfach nebenher. Der Zweithund braucht Zeit. Man muss auch mal getrennt rausgehen, getrennt miteinander üben und auch getrennt an der Bindung zu dem neuen Hund arbeiten. Es kann immer zu Situationen kommen, in denen die Hunde getrennt raus gehen müssen. Wenn sich zum Beispiel ein Hund verletzt oder krank ist, dann sollte der zweite Hund nicht zurück stecken müssen. Welpen können noch nicht so weit laufen, doch immer nur für 10 Minuten vor die Tür ist für den Ersthund keine Option. Daher muss der Welpe entweder getragen werden oder man muss auch hier Zeit für getrennte Runden einplanen.
Bei uns besteht zum Beispiel das Problem, dass Queen unglaublich eifersüchtig ist, wenn Püppi Kontakt zu anderen Hunden hat. Sie geht dazwischen und will die Situation beenden. Das geht natürlich nicht und das möchte ich vor allem dem anderen Hund nicht antun. Daher ist es bei uns leider so, dass wir fremden Hunden aus dem Weg gehen. Ich weiß, dass Püppi nahezu mit jedem Hund spielen möchte, doch leider ist das nicht möglich, wenn Queen dabei ist. Da ich Püppi dies aber nicht immer verwehren möchte, muss ich mir immer wieder Zeitfenster freischaufeln, in denen ich getrennt mit beiden rausgehe oder gezielt Playdates für Püppi organisiere.
Man braucht Geld
Zwei Hunde bedeutet doppelte Kosten. Nicht nur doppelt so viel Futter, sondern auch doppelt so viel Zubehör und höhere Kosten beim Tierarzt. Man zahlt deutlich mehr Hundesteuer, doppelt Versicherung — das sollte vorher durch gerechnet werden.
Man muss akzeptieren, dass sich der komplette Alltag ändern wird
Der Alltag ändert sich komplett. Queen hat mich früher eigentlich immer begleitet. Heute überlege ich zwei mal, ob ich beide Hunde mitnehme. Einen Hund kann man schon mal mitnehmen, aber zwei Hunde sind schon etwas anderes. Wenn man dann auch noch alleine unterwegs ist und sowohl links als auch rechts eine Leine in den Händen hält, muss man sich voll und ganz auf die Hunde konzentrieren.
Man braucht klare Regeln
Wo man vielleicht bei einem Hund mal ein Auge zudrücken würde und auch könnte, so hat man mit zwei Hunden keine andere Wahl mehr. Der Rückruf muss sitzen, ansonsten hat man ein Problem. Vor allem dann, wenn die Hunde auch noch in verschiedene Richtungen laufen. Einen Hund kann man vielleicht einfangen, aber zwei? Schwierig.
Wenn uns zum Beispiel ein Hund entgegen kommt und der Weg so breit ist, dass ich die zwei nicht anleine, dann muss ich mich darauf verlassen können, dass sie neben mir bleiben und nicht rüber laufen werden. Queen links und Püppi rechts am Halsband oder Geschirr festzuhalten und gleichzeitig weiterzulaufen ist aufgrund der unterschiedlichen Körpergröße nicht möglich. Sollte nun einer der beiden rüberlaufen, wird der andere es ebenfalls. Was ich sagen will? Zwei Hunde zu halten bedeutet, dass die Erziehung wirklich sitzen muss. Man muss beide Hunde nur mit Worten händeln können, sonst endet es früher oder später im Chaos.
Selbst, wenn all diese Voraussetzungen erfüllt sind, so sollte man realistisch bleiben. Es kann dennoch schief gehen. Vielleicht verstehen die beiden sich nicht oder die erhoffte Vorstellung von zwei über die Wiese rennende Hunde erfüllt sich nicht, weil sie sich schlichtweg ignorieren. Obwohl ich sicher bin, dass das tausend mal besser ist, als wenn sie sich nicht “riechen können”. Ich will niemandem ausreden, sich einen zweiten Hund anzuschaffen. Ich möchte nur einmal klar und deutlich auf das Risiko aufmerksam machen, welches man hierbei eingeht. Viele sehen nur die Fotos von Queen und Püppi und denken, ein Zweithund “läuft so nebenher”. Das ist aber nicht so. Ein zweiter Hund bedeutet doppelt so viel Arbeit, doppelt so viel Zeitaufwand. Das Leben ändert sich komplett. Bevor man einen zweiten Hund zu sich holt, es aus verschiedenen Gründen vielleicht nicht passt und dieses Tier dann wieder gehen soll, sollte man sich realistisch mit diesem Thema auseinandersetzen.