Ich bin ganz grundsätzlich eine Person, die man schnell anstecken und für etwas begeistern kann. Ich bin schnell motiviert und von 0 auf 100 bin ich auf jeden Fall dabei. Bitte nicht mit Spontanität verwechseln, denn das ist für mich ein Fremdwort und wird mich wohl nie begeistern können. Mich faszinieren Dinge, die andere können und die ich auch können möchte. Dabei verhalte ich mich oft wie ein Kind über dem Osternest. Alles mal eben kurz anlecken und was einem nicht ganz so schmeckt, legen wir einfach und hoffentlich ganz unbemerkt zurück.
Ich erinnere mich noch gut an die DogLive vor zwei Jahren. Auf der Gala gab es eine tolle Frisbeeshow mit großartigen Vierbeinern. Mit dem Handy wurde alles festgehalten und noch gefühlte zwanzig mal an dem Abend angesehen. Am nächsten Morgen fuhr ich erneut zur Messe und kaufte mir eine professionelle Frisbeescheibe für Hunde. Mit einem Schäferhund würde ich eine solche Sportart aus Prinzip ausschließen, doch Püppi sprang vor meinem geistigen Auge schon durch meine Beine und fing die Scheibe in der Luft.
Die Gala ist übrigens jedes Jahr aufs neue der Grund dafür, dass ich wieder mit dem Gedanken spiele, DogDance zu machen. In den zwei Wochen nach der Gala suche ich nach passender Musik, stelle im Kopf eine Choreographie zusammen und lasse mich auf YouTube inspirieren.
Übrigens: Ganze zwei Mal habe ich das Projekt Frisbee in Angriff genommen. Was die Wurftechnik betraf, habe ich mich schnell — wie jeder, der mich kennt, erwartet hatte — als äußerst untalentiert erwiesen und so liegt die Frisbee seit mehr als zwei Jahren im Schrank.
Lediglich Suchspiele, Apportieren und Mantrailing habe ich bisher tatsächlich durchgezogen, sodass diese Beschäftigungsmöglichkeiten dauerhaft in unseren Alltag eingezogen sind. Alles andere reiht sich in dem Frisbee — Projekt ein. Die Joggingleine liegt im Schrank, die Cavaletti — Stangen im Keller direkt neben den Utensilien fürs Longieren.
Hunde müssen beschäftigt werden. Eine Aussage, die ich zu 100% unterschreibe und die ich auch gerne als Rat mit auf den Weg gebe, wenn man mich um Hilfe bei einer kleinen Baustelle bittet. Artgerechte Beschäftigung ist in meinen Augen das A und O und die Basis für ein harmonisches problemloses Zusammenleben mit unseren Hunden.
Doch was ich in den letzten Woche erlebt und gelernt habe ist, dass Beschäftigung nicht zwangsläufig etwas mit einer Sportart und Training zu tun haben muss und so banal wie das klingt, so beruhigend war doch die Erkenntnis für mich.
Seit Corona unser Leben auf den Kopf gestellt hat, scheint der Großteil der Menschen grundsätzlich und unterm Strich mehr Zeit zu haben. Doch was auf den Löwenanteil zutrifft, hat mit meinem Alltag nicht viel zu tun gehabt. Durch die Osterjagd im Shop muss dieser dringend aufgefüllt werden, einige Sonderanfertigungen mussten abgearbeitet werden und seit dem ich Masken im Shop anbiete, scheint mein Tag ohnehin 10 Stunden zu wenig zu haben. Kurz: Ich arbeite jede freie Minute. Die fast immer ausverkauften Masken, die noch abzuarbeitenden Sonderanfertigungen und der immer wieder auftauchende Hinweis “ausverkauft” lösten durchaus ein wenig Druck aus, sodass ich auf den Spaziergängen mit den Hunden einfach nur abschalten wollte. Smartphone lautlos und ab in den Wald — das war oft das Beste am Tag.
Als Olaf und Hildegard hier eingezogen sind wollte ich vom ersten Tag an alles richtig machen. Von zwei Expertinnen ließ ich mir erklären, was Kaninchen fressen dürfen, woran ich Giftiges von Ungiftigem unterscheiden kann und wo man am besten welches Frischfutter sammelt. Und so sieht man mich auf der ersten Runde morgens und auf der letzten am Abend immer mit einem kleinen Beutel und ich bringe Futter für die Kaninchen mit. Wir brauchen also für die gleiche Strecke etwas länger. Und während ich Löwenzahn, Knoblauchrauken, Gras und Co. einsammelte, ging mein Blick rüber zu Queen und Püppi. Beide nutzten die kleine Pause, schnüffelten intensiver an bestimmten Stellen, buddelten oder legten sich ins Gras mit Blick in die Sonne. Nicht ein einziges Mal musste ich sie bitten zu warten oder bei mir zu bleiben. Ganz selbstverständlich und wortlos liefen unsere Spaziergänge ab. Ohne Hektik, Stress und auch mal ganz ohne Futterdummy, Ball und Co. Ich habe oft kleine Tricks auf unseren Runden eingebaut, um die zwei ein wenig vom Kopf her auslasten zu können. In letzter Zeit war das eher selten der Fall, da ich oft einfach mal froh gewesen bin, ohne nachdenken zu müssen, durch den Wald laufen zu können. Dabei fiel mir auf, dass ich gar nicht viel sagen musste. Ich musste so gut wie nie rufen und die Zwei haben sich auch ohne Worte ganz wunderbar an mir orientiert. Ich hatte das Gefühl, wir alle würden die entspannten Runden genießen.
Und so haben wir uns immer mehr auf den Wald eingelassen. Haben im Laub gesucht, uns umgestürzte Bäume genauer angesehen und hier und da ein wenig gebuddelt. Ich hatte das Gefühl, Queen und Püppi würden unsere Entdeckungstouren ganz abseits von unseren Tricks, dem Futterbeutel und dem Trailen genießen. Sie haben ihre Lieblingstouren entwickelt, weil ich mich oft darauf eingelassen haben, ihnen dorthin zu folgen wo sie hinlaufen wollten. Warum über den Weg, wenn man auch direkt durch die Wiese laufen kann? In einen Hasenbau schauen oder die Nase in einen Maulwurfshügel zu stecken, scheinen die beiden nicht gegen einen Futterdummy eintauschen zu wollen.
Was ich mit all dem sagen möchte?
Natürlich ist artgerechte Beschäftigung das alles Wichtigste und die Basis für einen ausgeglichen Hund mit einer guten Bindung. Doch es kann ebenso artgerecht sein, gemeinsam die Natur zu entdecken, zusammen zu entschleunigen und nicht einfach die Runde abzulaufen, zwischendurch mal ein Slalom einzubauen und Kekse ins Gras zu werfen.
So schnell die Motivation für Frisbee und Co. kam, so schnell verging sie oft. Begleitet von einem schlechten Gewissen, etwas anderes machen zu müssen. Durch noch mehr Suchspiele irgendwie wieder gut machen zu müssen, dass aus dem Frisbee und Joggingprojekt nichts geworden ist. Doch Beschäftigung kann auch sein, gemeinsam und entspannt die Welt zu erkunden. Gemeinsam die Seele baumeln zu lassen und zusammen Abenteuer zu erleben. Es muss nicht immer eine Hundesportart sein — gemeinsame Zeit ohne Smartphone, dafür mit einer Portion Begeisterung und einer Prise Neugierde reicht oft vollkommen aus und schweißt ungemein zusammen.
Gar kein schlechter Gedanke 🤔……werde ich mir mal durch den Kopf gehen lassen 😃✌️
Das erlebe ich hier auch. Regelmäßig dürfen die Hunde ihre Runde wählen und ich folge ihnen. Leo liebt es kleine Wege zu erkunden, er ist ganz stolz, wenn er mir einen Weg zeigt und ich mich darüber freue. Wir genießen oft einfach die Zeit im Wald und im Feld. Natürlich gibt es hier auch Tricks, Suchspiele und Dummy. Aber eben nicht immer und das ist für meine zwei auch vollkommen okay. Gehen wir zum Beispiel wandern, mach ich außer mit ihnen laufen eigentlich gar nichts. Die neue Umgebung entdecken, reicht ihnen völlig. Natürlich ist Beschäftigung wichtig, aber gerade für Leo ist Beschäftigung auch mal, ganz langsam durchs Dorf zu schlendern und gefühlt stundenlang jeden Grashalm und jedes Hoftor abzuschnüffeln. Er liebt das und ist danach müde und zufrieden.
Liebe Grüße
Miriam