Nach welchen Kriterien sollte man eigentlich einen Hund auswählen? Schließlich trifft man eine Entscheidung für mehrere Jahre und im Sinne des Tieres sollte diese so ausfallen, dass alle Beteiligten glücklich damit sind. Für mich ist das ein wahnsinnig interessantes Thema. Gern und oft frage ich Hundebesitzer, warum es ausgerechnet ein Dackel, ein Hund aus dem Tierschutz oder ein Dobermann geworden ist. Die Antworten sind oft spannend und ja ich muss zugeben, manchmal auch äußerst erschreckend. Antworten wie “Der sah als Welpe so niedlich aus” oder “Das waren die einzigen Hunde, die im Umkreis bei eBay inseriert gewesen sind” erschüttern mich nachhaltig. Doch welcher Hund passt eigentlich zu welchem Menschen? Und welche Kriterien kann ich für diese Frage heranziehen?
In letzter Zeit ist mir immer wieder aufgefallen, dass manche Mensch — Hund — Beziehungen eigentlich zum Scheitern verurteilt sein müssen. In unserem Bekanntenkreis möchte sich eine Dame, die eigentlich nur auf Achse ist, viel arbeitet und eine sehr kleine Wohnung hat eine Rasse an ihre Seite holen, die dafür bekannt ist, dass sie gerne arbeitet, viel Bewegung und eine deutliche Führung benötigt. Sie ist weder sportlich, noch hat sie viel Zeit und wenn ich an dieser Stelle mal so ehrlich sein darf, hat sie auch absolut keine Ahnung. “Die Leber wächst mit ihren Aufgaben” sagt sich so schön und im Sinne von Tolleranz und gegenseitigem Respekt fällt dieser Aspekt sicher mit in die Waagschale. Dennoch bin ich überzeugt davon, dass nicht jeder Hund zu jedem Menschen passt und dass man sich genau informieren und ausgiebig überlegen sollte, welche Rasse man sich an seine Seite holt. Schließlich geht man eine Bindung ein, die hoffentlich ganz viele Hundejahre dauert.
Doch bevor ich darauf eingehe, welche Aspekte bei der Wahl eines Hundes berücksichtigt werden sollten, möchte ich kurz vorab prüfen, wie aussagekräftig eigentlich die im Internet so verbreiteten Test sind:
Welcher Hund passt zu mir?
Ich habe mich dem Test gestellt, einige Fragen zu meinem Leben und meinem Charakter beantwortet und schließlich folgendes Ergebnis erhalten: Zu mir passt laut diesem Test am besten ein Cavalier King Charles Spaniel.
Diese Rasse wird im Rassportrait als “friedlich, ruhig und anspruchslos” bezeichnet. Er sei Hunden und Menschen gegenüber offen, freut sich stets über neue Bekanntschaften und sei ein toller Begleiter im Alltag.
Sicher ganz tolle Hunde, doch diese Rasse passt keinefalls zu mir. In dem Test wurde ich unter anderem gefragt, ob ich mich bei meinem Hund sicher fühlen möchte, was ich bejaht habe. Zudem wäre mir diese Rasse tatsächlich zu “anspruchslos”, auch wenn ich das Wort aus dem Rasseportrait sehr hart finde.
Aber gut. Wie wir sehen, sehen wir nichts.
Die Tests helfen also so gut wie gar nicht weiter. Man lernt vielleicht noch die ein oder andere vorgeschlagene Rasse kennen, aber ob man sich nun auf das Ergebnis verlassen sollte, stelle ich hier mal in Frage.
Was sind denn nun entscheidene Faktoren, die helfen, die richtige Rasse zu finden?
In Deutschland gibt es ca. 340 anerkannte Hunderassen. Hinzu kommen eine ganze Reihe Mischlinge, wobei die Eltern reinrassig oder ebenfalls Mischlinge sein können. Das genetische Erbgut ist also vielfältiger als das Teeregal im Supermarkt. Wie soll man sich also bloß entscheiden?
Ich habe einige Kriterien für euch aufgestellt, an denen ihr euch entlang arbeiten könnt und die euch bei eurer Entscheidung unterstützen können.
Die Größe
Die Größe eines Hundes ist definitiv entscheidender als man vorerst denkt. Männer mögen große Hunde, Frauen vielleicht eher die kleineren Varianten, die man schnell mal überall mitnehmen kann. Ich habe früher immer gesagt, dass das Wort “Hund” bei mir erst dort anfängt, wo ich mich zum Anleinen nicht bücken muss. Als kleiner Hinweis: Püppi wiegt gerade einmal 5 kg. Große Hunde haben definitiv ihren Reiz. Ich persönlich, aber das kann man sicher auch anders sehen, empfinde es als sehr beruhigend, wenn ich auch im Dunklen alleine mit meinen Hunde bedenkenlos spazieren gehen kann. Dass manche Menschen Angst vor Schäferhunden haben und die meisten uns erst einmal mit Respekt begegnen, finde ich überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil. Ich mag Hunde, die einen starken Charakter haben, die ihren Zweibeiner im Zweifel auch beschützen würden und wenn nicht jeder gleich auf die Knie fällt und meinen Hund anfassen möchte, bin ich auch nicht böse drum.
Dennoch musste ich, seit Püppi hier ist, oft feststellen, dass kleine Hunde oft “praktisch” sind. Man nimmt sie eher irgendwo mit hin, weil man sie schnell mal auf den Arm nehmen kann. Sie nehmen im Auto nicht viel Platz ein und fressen weniger. Zwar habe ich bei den Hunden noch nie aufs Geld geachtet, dennoch möchte ich den Aspekt nicht unerwähnt lassen. Queen futtert im Monat für ca. 100,00 EUR. Püppi bekomme ich locker mit 30,00 EUR satt.
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die Lebenserwartung. Je größer der Hund, umso eher wird er von uns gehen. Eine Deutsche Dogge geht in der Regel weitaus eher als ein kleiner Malteser. Zudem spielt auch die Wohnsituation eine Rolle. Lebt man in einer Wohnung im dritten Stock, kann man einen Dackel problemlos unter den Arm klemmen. Ein Labrador müsste die Stufen täglich mehrmals bewältigen und das ist sicher nicht gesund für seinen Bewegungsapparat.
Das Geschlecht
Rüde oder Hündin? Beinchen heben und Laternen anpinkeln oder Läufigkeit und ggf. Scheinschwangerschaften? Bevor ich zu meiner Einstellung komme, die sich die meisten wahrscheinlich ohnehin denken können, kurz etwas vorab, was mir wirklich am Herzen liegt: Wenn man sich für ein Geschlecht entscheidet, dann mit aller Konseuquenz. Das bedeutet, dass man nicht mit 9 Monante kastrieren lässt. Eine Kastration sollte immer nur dann eine Rolle spielen, wenn sie medizinisch notwendig ist. Kein anderer Grund auf dieser Welt rechtfertigt einen solchen Eingriff. Wer also einen Rüden an seine Seite holt, muss damit rechnen, dass er das Bein hebt, Gegenstände markiert, bei läufigen Hündinnen heult und jammert. Wer sich für eine Hündin entscheidet, weiß vorher, dass sie läufig sein wird und dass Scheinschwangerschaften ein Thema sein können.
Kastrationen nur bei medizinischer Indikation — alles andere verstößt gegen das Tierschutzgesetz!
Bezüglich des Geschlechtes habe ich eine recht deutliche Meinung: Für mich kommt kein Rüde in Betracht. Ich mag meine Mädels und wenn man ohnehin schon eine intakte Hündin (oder zwei) hat, sollte man sich über die Situation mit einem Rüden im Haus durchaus bewusst sein. Ich bin durch und durch ein Hündinnen — Mensch. Auch bezügliches des Charakters würde ich mich immer wieder für eine Hündin entscheiden.
Rassehund oder Mischling?
Ich habe sowohl einen Rassehund als auch einen Mischling und mache da auch überhaupt keinen Unterschied. Dennoch sehe ich das weit verbreitete Gerücht, Mischlinge seien robuster und nicht so anfällig für Krankheiten, eher kritisch. Man vergisst, dass man eine genetische Wundertüte bekommt. Vielleicht ist noch nicht einmal klar, welchen Ursprung die Eltern haben und schon geht das Drama los. “Ach die sind doch so niedlich” ist auch kein Garant für ein tolles Miteinander und eine völlig deplatzierte Entscheidungsgrundlage. Anspruchsvolle Züchter achten gerade darauf, dass keine gesundheitlichen Probleme der Eltern vorliegen und dass der Charakter einwandfrei ist. Probleme in der Gesundheit bzw. im Erbgut sowie Verhaltensauffälligkeiten führen bei seriösen Züchtern zum Zuchtausschluss.
Sowohl Rassehunde als auch Mischlinge haben also ihre Vor- und Nachteile, denen man sich bewusst sein sollte.
Welpe oder erwachsener Hund?
Diese Entscheidung halte ich für eine der Wichtigsten. Entscheide ich mich für einen Welpen, dem ich nach und nach meine Welt zeigen kann? Oder entscheide ich mich für einen erwachsenen Hund, weil auch die eine zweite Chance auf ein tolles Zuhause verdient haben?
Auch hier gibt es zahlreiche Argumente für beide Seiten und letztendlich wird es wohl eine Entscheidung aus dem Herzen sein. Man sollte sich jedoch darüber bewusst sein, dass beide Seiten sowohl ihr Vor- als auch ihre Nachteile haben. Ein Welpe kommt zwar ungeschliffen zu mir, doch die Verantwortung, einen Hund in der Prägephase auf das Leben vorzubereiten, ist nicht ohne und man sollte da wirklich über ausreichend Kenntnisse verfügen und das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Einem erwachsenen Hund ein neues Zuhause zu bieten ist sicher eine ganz tolle Sache, denn unsere Tierheime sind absolut voll. Da man jedoch nicht weiß, was dieser Hund schon alles erlebt hat, sollte man so viele Informationen über ihn und seine Herkunft sammeln wie nur irgendwie möglich. Oft können einem Tierheimmitarbeiter einiges über das Sozialverhalten, den Erziehuungsstand usw. erzählen und man sollte diese Infos auch auf jeden Fall ernst nehmen.
Ich persönlich bin ein absoluter Welpenfan. Ich liebe diese kleinen rosa Bäuche und ich liebe es den kleinen Fellnasen die große Welt zeigen zu können. Falls das Thema eines dritten Hundes akut werden sollte, dann würde in unserem Fall ein Welpe einziehen. Queen und Püppi sind ein eingespieltes Team und für einen Welpen ist es definitiv einfacher sich den Strukturen anzupassen. Zudem weiß ich auch nicht, ob Queen einen erwachsenen Hund akzeptieren würde. Wie schwer es sein kann, wenn mehrere erwachsene Hunde plötzlich in einem Rudel zusammenleben sollen, haben wir mit Sam gesehen und das Risiko gehen wir nicht noch einmal ein.
Egal, ob Welpe oder erwachsener Hund, man muss auf jeden Fall auf die Seriösität achten. Ein seriöser Züchter zum Beispiel kann die Elterntiere zeigen. Zeigt genau, wo die Welpen aufwachsen. Er kümmert sich so gut es geht um die Sozialisation, legt Wert auf gutes Futter und kontrolliert den Gesundheitszustand und die genetischen Dispositionen bevor es zu einem Deckakt kommt. Nehmt das bitte unbedingt ernst. Auch, wenn der Bauch schreit, dass die Welpen von Vermehrern auch eine Chance auf ein tolles Leben haben. So sollte der Kopf sich bewusst sein, dass für einen verkauften “Vermehrer — Welpen” mehrere Welpen “nachproduziert” werden.
Das Fell
Das Fell ist durchaus ein Aspekt, der nicht unbedacht bleiben sollte. Und damit meine ich nicht diese ganzen “Allergiker — Hunde”. Das ist Quatsch. Püppi ist auch angeblich ein Allergiker — Hund und die verliert auch mal Fell. Und übrigens: die meisten Menschen reagieren ohnehin nicht auf die Haare, sondern auf den Speichel des Hundes, daher lasst euch von diesem Begriff nicht beeinflussen.
Ein Hund mit langem Fell benötigt mehr Pflege und Aufmerksamkeit als ein kurzhaariger Hund — völlig logisch. Je nachdem, wo man sich mit dem Hund rumtreibt und wieviel Zeit man in Bürsten, Baden und Co. investieren sollte, sollte also dieser Gedanke nicht unbeachtet bleiben.
Der Charakter
Verbringst du deine Sonntage gerne gemütlich auf dem Sofa oder liebst du es, im Wald joggen zu gehen? Wanderst du gerne oder ziehst du deinen Gartenstuhl den Wanderstiefeln vor? Sicherlich benötigt jeder Hund Aufmerksamkeit, Beschäftigung und Spaziergänge — doch der eine sicherlich mehr als der andere und auch hier bitte stets ehrlich zu sich selbst sein. Hat man Lust seinen Hund täglich geistig und körperlich auszulasten oder sucht man einen Weggebleiter, der auch mit einem Nachmittag auf dem kuscheligen Sofa glücklich ist. Püppi wäre das. Solange eine Kuscheldecke im Spiel ist und ich dabei bin, würde sie auch einen Nachmittag verschlafen. Mit Queen braucht man solche Gammeltage nicht einzuplanen. Sie braucht Beschäftigung und das in erster Linie für ihren Kopf. Das fordert sie zur Not auch ein.
Die Aufgabe
Soll der Hund in deinem Leben eine Aufgabe übernehmen? Soll er Haus und Hof beschützen oder möchtest du ihn vielleicht als Therapiehund ausbilden, der dich dann zur Arbeit begleiten kann? Ein Herdenschutzhund in der Großstadt ohne spezielle Aufgabe macht wenig Sinn. Ebenso ein Jagdhund, den man gerne zu Ausritten mit dem Pferd mitnehmen möchte. Man sollte sich sehr gut informieren, zu welchem Zweck eine bestimmte Rasse ursprünglich gezüchtet worden ist, welche Merkmale und Eigenschaften sie mitbringen und ob das genau dem entspricht, was man sich für und mit seinem Hund vorstellt. Möchte ich einen Herdenschutzhund haben, ohne eine bestimmte Aufgabe für ihn vorzusehen, so wird er im Zweifel jedes Familienmitglied mit aller Konsequenz vor Postboten und Paketzustellern verteidigen. Bekommt ein Hund keine Aufgabe, sucht er sich eine — dem sollte man sich bewusst sein.
Fazit
Zahlreiche Faktoren sollten bei der Entscheidung zu einem Hund also Berücksichtigung finden. Ich halte es für super wichtig, ehrlich zu sich selbst zu sein. Es bringt weder einem selber noch dem Hund etwas, sich als sportlich aktiv einzustufen und in Wirklichkeit verbringt man das Wochenende gerne auf dem Sofa. Es gibt hier sicherlich Hunderassen, die das super cool finden, gemeinsam mit Frauchen auf der Coach zu liegen. Einem Mallinois würde man hiermit auf Dauer aber sicher keinen Gefallen tun.
Für welche Rasse habt ihr euch entschieden? Welche Kriterien haben bei eurer Entscheidung eine Rolle gespielt?
Hach, ich weiß gar nicht mehr, welcher Hund bei mir in einem solchen „Test“ rauskam. Aber ich weiß noch ganz genau, wie lange meine Eltern damals (Ende der 80er!) geschaut haben, welcher Hund ein guter Familienhund wäre. Gelandet sind wir damals beim Collie. Und Ben passte charakterlich und auch beim Rest wie Topf auf Deckel. Eigentlich wollte ich immer wieder einen Collie. Mein Freund war aber schon als Kind ein großer Schäferhund-Fan. Wir hatten dann hin und wieder die Schäferhündin einer Freundin zum „sitten“. Und da war es dann auch um mich geschehen: So viel hab ich wiedererkannt. Wir haben dann unsere Madame auch als Welpen geholt. Und ich bereue keine Sekunde. Heute ist sie 3,5 Jahre alt und hat wirklich unser Leben bereichert. Wir gehen mit ihr wandern, Camping-Urlaube mit Zelt liebe sie. Und da sie schon, als sie stubenrein war, mit ins Büro gekommen ist, weiß sie, dass da dann auch Siesta angesagt ist… Aber auch diesbezüglich haben wir uns Gedanken gemacht. So geht sie 2x die Woche mit ins Büro, 2x zum Hundesitter (den sie schon aus der Welpenschule kennt und liebt), und einmal die Woche bin ich im Homeoffice. Ist halt schon wichtig, dass man auch weiß, wie man seinem Hund gerecht wird. Man holt sich ja einen Lebenspartner ins Haus und nicht ein neues Sofa oder so…
Hallo!
Ich habe gerade diesen Artikel gelesen und musste erstmal schmunzeln :-). Auch bei mir hat ein solcher Test gesagt, ein King Charles wäre der richtige Hund für mich.
Wie bei Dir fängt für mich der „Hund“ auch erst ab mind. Kniehohe an. Mein Mann wollte eine Dogge oder Boxer, aber die sterben mir zu früh. Da klar war, dass ich fast die komplette „Arbeit“ mit dem Hund mache, hab ich mich dann für einen Aussie entschieden. Oh Gott, sagen jetzt viele. Der macht doch soo viel Arbeit. Ja, ein Aussie ist ein anspruchsvoller Hund. In meinen Augen, aber nicht mehr, als viele andere Rassen auch.
Unsere Plüschbiene stammt aus einer kleinen Zucht und ist jetzt 5 Monate alt. Die ersten Wochen waren anstrengend, aber das hatte ich erwartet und heute möchte ich Sie keinen Tag mehr missen. Es ist toll zu sehen wie schnell sie lernt und ich freue mich auf viele Aktivitäten, die wir zusammen ausprobieren können. Und trotzdem ist sie auch ein Familienhund.