Jeder verbindet etwas anderes mit dem Thema Tierschutz. Viele denken vielleicht ganz konkret an einen vernachlässigten Hund, bei dem die Behörden untätig bleiben. Andere denken vielleicht zuerst an das örtliche Tierheim, in dem sie gelegentlich mit den Hunden spazieren gehen. Wieder andere denken als erstes an überfüllte Tierheime im Ausland.
Tierschutz ist ein weiter Begriff. Ich persönlich denke bei dem Wort Tierschutz oft an das Tierheim in meiner Heimat. Bevor es Queen gab, bin ich dort regelmäßig mit einem Jagdhund spazieren gegangen. Schon nach der ersten Runde mit ihm war klar: Dieser Hund ist taub. Als ich ihn wieder zurückbrachte, rief die Mitarbeiterin ihn. Mir rutschte direkt aus “Fly ist taub. Der hört Sie nicht.” Mit großen ungläubigen Augen sah sie uns an. Ich bin mir sicher, dass das bis zu diesem Moment dort niemand gemerkt hatte.
Ich denke auch an einen Tag, an dem ich zwei volle Tonnen Futter und zwei große Säcke Knabbereien kurz vor Weihnachten dort abgeben wollte. Ich schleppte die Säcke in den Eingangsbereich und fragte, wem ich die Sachen geben könnte. “Stell es dort ab. Ich bin beschäftigt.” Ich habe keinen Kniefall erwartet, doch ich wurde behandelt, als hätte ich dort Müll entsorgen wollen — auf deren Kosten.
Zu meiner Zeit als Anwältin im Bereich des Tierrechts habe ich noch einmal eine ganz andere Seite kennen gelernt. Ich habe Tierschutzorganisationen kennen gelernt, die mir den Schlaf geraubt haben. Das hat meine Sicht auf das Thema noch einmal komplett auf den Kopf gestellt.
Natürlich gibt es Tierheime, Tierschutzorganisationen und Tierschützer, die ihre Arbeit nicht besser machen könnten. Diese Menschen setzen sich mit so viel Herzblut für die Tiere ein — einfach nur großartig. Das Wohl der Tiere steht bei ihnen an erster Stelle. Das sind die Fälle, in denen die Vermittlung reibenslos verläuft. Doch wie ihr euch sicher denken könnt, schaltete mich niemand ein, wenn alles problemlos funktioniert.
Oft fangen die Probleme schon vor einer möglichen Vermittlung an.
Ein junger Mann, nennen wir ihn Johann, ging in ein Tierheim und wollte einen Hund adoptieren. Johann arbeitet als Grafik — Designer. An zwei Tagen die Woche könnte er den Hund mit ins Büro nehmen. Die anderen drei Werktage würde der Hund zu seiner Mutter gebracht solange er arbeiten müsse.
Johann durfte den Hund nicht adoptieren. Und dabei ging es gar nicht konkret um einen bestimmten Hund. Er hätte überhaupt keinen bekommen. Denn Johann wäre an drei Tagen in der Woche für mehr als 6 Stunden nicht Zuhause. Dass der Hund in der Zeit zu seiner Mutter soll, sei auf Dauer für das Tier nicht zumutbar. Schließlich müsse er wissen, wo sein Zuhause ist.
Eine ältere Dame fühlte sich nach dem Tod ihres Mannes alleine. Nennen wir sie Lisel. Lisel wollte gerne eine Katze adoptieren. Sie mochte Katzen schon immer, doch ihr Mann hatte eine Katzenhaarallergie. Doch jetzt, wo sie immer allein war, wünschte sie sich Gesellschaft. Sie wollte einer Katze aus dem Tierheim ein Zuhause schenken.
Lisel bekam keine Katze. Sie wollte nicht, dass die Katze frei draußen herum streunern darf. Es sollte eine Hauskatze sein. Sie würde sich schließlich nur Sorgen um das Tier machen, wenn es abends mal doch nicht nach Hause kommen würde. Eine Adoption wurde abgelehnt. Eine Katze lediglich im Haus zu halten sei nicht artgerecht.
Dem Hund bei Johann wäre es doch prima gegangen. Er wäre nicht allein gewesen, weil sich Johanns Mutter um das Tier gekümmert hätte. Lisel hätte der Katze sicher ein tolles Zuhause geboten. Vielleicht hätte man sich für eine Katze entscheiden können, die den Freigang nicht kennt. Lisel hätte genug Zeit gehabt, sich in ihrem großen Haus mit dem Tier beschäftigen zu können.
Diese Fälle dienen nur als Beispiel. Ich möchte gar nicht näher auf die einzelnen Situationen eingehen. Mehr Gründe für eine Ablehnung gab es nicht.
Hätte es der Hund bei Johann nicht besser gehabt als in dem Zwinger im Tierheim? Hätte die Katze bei Lisel nicht ein wesentlich besseres Leben gehabt als wenn sie weiterhin mit all den anderen Katzen auf so engem Raum hätte leben müssen?
Es gibt Tiere und Tierschutzorganisationen, die sog. Außendienstmitarbeiter finanzieren. Das sind Mitarbeiter, die kontrollieren, ob alle Bestimmungen eingehalten werden. Das finde ich vom Prinzip her richtig. Doch nur, weil die Treppen im Haus nicht durch entsprechende Gitter verschlossen sind, einen Hund wieder aus der Familie zu reißen, geht zu weit.
Wer ein Tier aus dem Tierheim adoptieren möchte, der bekommt einen Vertrag vorgelegt, der in vielen Fällen mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Und hierbei rede ich noch nicht einmal von dem typischen Kastrationszwang (rechtlich nicht haltbar), dem Verbot mit dem Tier zu züchten (ebenfalls rechtlich unzulässig) oder der Pflicht, das Tierheim jederzeit über den Aufenthaltsort des Tieres zu informieren (nicht nur unwirksam, sondern auch noch lebensfremd).
Per Zufall erfuhr die Tierheimmitarbeiterin davon, dass eine junge Frau — nennen wir sie Tina — ihren Hund über das Wochenende zu ihrer Freundin gegeben hat. Tina ist über das Wochenende zu ihrer Mutter gefahren. Diese hat Angst vor Hunden, sodass der Hund bei ihrer Freundin blieb. Darüber setzte sie das Tierheim nicht in Kenntnis. Ein Außendienstmitarbeiter holte den Hund daraufhin wieder ab.
Geht die Fürsorge nicht etwas zu weit?
Eine Adoption eines Tieres aus dem Tierheim kommt einem Kauf gleich. Das hat die Rechtsprechung mittlerweile anerkannt. Das Tier steht also im Alleineigentum desjenigen, der die Schutzgebühr für das Tier bezahlt hat.
Ich finde es gut, wenn geprüft wird, ob es sich um eine geeignete Person handelt. Ich finde es richtig, wenn die Lebensumstände betrachtet werden und ich kann auch verstehen, wenn ein weiterer Besuch nach der Adoption stattfindet. Doch sind wir mal ehrlich: Mit der Adoption endet die Fürsorgepflicht des Tierheimitarbeiters. Das Eigentum an dem Tier ist auf eine andere Person übergegangen. Man kann dieser Person nicht vorschreiben, ob sie den Hund über das Wochenende zu einer Freundin gibt oder ob die Mutter auf den Hund aufpasst, wenn man arbeiten muss. Und davon mal ganz abgesehen: Das ist doch auch alles völlig in Ordnung. Eine andere Betrachtung ist mehr als lebensfremd.
Es gibt zahlreiche Tierheime und Tierschutzorganisationen, die eine absolut perfekte Arbeit leisten.
Doch leider gibt es auch diejenigen, die mittlerweile Grenzen überschreiten. Solange es dem Tier gut geht und an nichts fehlt, ist die Welt doch in Ordnung. Und ein Hund, der in die HuTa oder zur Familie geht, während man arbeiten ist, hat es immer noch besser als all die armen Hunde in den Zwingern im Tierheim.
Ich finde es völlig richtig, dass sich die potentiellen neuen Besitzer und deren Umfeld genau angesehen werden. Doch man darf die Realität auch nicht aus den Augen lassen und sollte sich vielleicht die Frage stellen, wie ein Hund, der schon mehrere Monate oder vielleicht sogar Jahre in einem Tierheim sitzt, entscheiden würde. Denn um ihn geht es doch und um nichts anderes.
Dein Artikel trifft es, Daumen hoch dafür! Ich ziehe den Hut vor Allen die sich für Tiere in Not einsetzen, aber ….. Es müssen endlich einheitliche Regeln her. In einem Tierheim bekommt man fast grundlos kein Tier, die andere Orga drückt einem auf einer Autobahnraststätte ein völlig verängstigtes Etwas in die Hand, das die Welt nicht versteht und mal eben 48 Std in einem Transporter durchgeschüttelt wurde. Das Eine zuviel, das Andere zu wenig. Mir wäre der gesunde Mittelweg lieb. Kontrolle vorher und nachher, Bei Problemen einen passenden Ansprechpartner usw. Lieber weniger vermitteln, dafür aber gut für alle Beteiligten.
Ich habe Deine Geschilderten Absagen, bei Kleintieren erlebt. Wir haben Teppichboden in einem Miethaus, ich KANN sie da nicht freilaufen lassen, habe aber einen 1×1 großen Käfig mit Freilauf…
Nein, ich bekomme kein Kleintiere. Bei Hunden hatten wir bisher keine Probleme beim „1.“ Tierheimhund hatten wir und darauf eingestellt, ein mehrmals die Strecke von 60 km+ zu fahren, bis wir das Tier zu uns holen können! NEIN, wir durften ihn gleich mitnehmen, beim zweiten Hund genauso! Keien Vorkontrolle nichts… Habe aber einem TH mal Zeckenmittel, worauf unser Hund allergisch reagiert gesponsert. Wert um die 70 € da kam eine ähnliche Reaktion wie Du sie in deinem Artikel beschreibst.
Auch habe wir uns mal um eine Patenstelle für einen schwierigen Schäferhund beworben. Ich hätte ja nicht unbedingt mit ihm Gassi gehen müssen, aber etwas Auslastung im Zwinger und etwas kuscheln hätte ich auch gemacht… NEIN, es wurde abgelehnt, OBWOHL sie im Newsletter für Paten warben… Sie wollten nur die finazielle Patenschaft !
Du schreibst mir mal wieder aus der Seele. Habe ähnliche Erfahrungen mit dem Tierschutz/Tierheim gemacht als ich meinen ersten Hund wollte.
Der Hund wäre während ich arbeite sehr gut von meiner Schwester versorgt worden. Ich arbeite auch nur halbtags (5h pro Tag) keine Chance. Der Hund wäre zu viel Alleine bzw zu viel bei Fremden. Und ich hätte ja gar keine Zeit für einen Hund.
Wenn man nicht arbeitet dann bekommt man kein Tier da man anfallende Kosten für Futter/Tierarzt nicht decken kann.
Wie mans dreht und wendet. Denke das geht im moment einfach nach „Passt Person gefällt mir“ oder „passt mir nicht“
Der Hund den ich ursprünglich ausm Tierschutz wollte is dann übrigensbei Leuten gelandet die 8h am Tag arbeiten und der Hund allein is.
Aber man traf sich so ab und an beim Gassigehen.
Oh nein das ist ja wirklich nicht schön. Deckt sich komplett mit meinen Erfahrungen. Wer arbeiten geht habe keine Zeit für einen Hund und wer nicht arbeiten geht kein Geld…
Tierheim Zerbst zB. vermittelt keinerlei Hunde an Leute die ein großes Grundstück haben weil wegen „Das ist nicht artgerecht“.
Hat man hingegen ein Einzimmerwohnklo kriegt man problemlos einen Rottweiler…
Ich kenne die Geschichte mit dem Tierheimhund anders herum.
In jungen Jahren (und völlig hundeunerfahren) hat man uns innerhalb einer halben Stunde und für einige hundert D-Mark einen riesigen Husky-Mischling ausgehändigt. Wir gingen beide 8 Stunden arbeiten und wohnten ganz frisch zusammen in der 7.ten Etage eines Mehrfamilienhauses.
Leider wussten wir es damals nicht besser!!
Natürlich mussten wir ihn nach kurzer Zeit zurückbringen.
Was wir dann erfuhren war Wahnsinn. Der Hund hatte noch nie in einer Wohnung gelebt und war seiner Besitzerin öfter aus Langeweile ausgebüxt. Er war weder stubenrein noch an eine Leine oder Körbchen im Haus gewöhnt.
Bis heute hatten wir mittlerweile drei Hunde, aber keiner von ihnen kam aus einem Tierheim; was ich wirklich sehr bedauere. Hätte uns damals jemand aufgeklärt oder gestoppt, hätte ich das sehr viel besser gefunden!
Da du von D-Mark sprichst, gehe ich jetzt mal davon aus, dass das schon viele Jahre her ist. In den letzten Jahren hat sich viel verändert im Tierschutz. Das kann man nicht mehr miteinander vergleichen. Zum Teil muss man sagen “zum Glück” denn solche Fälle wie du es schilderst sollten natürlich auf keinen Fall passieren. Aber es hat sich leider nicht nut zum positiven verändert. Der Hund ist mittlerweile in vielen Branchen ein Geschäft, was früher so nicht gewesen ist…