Gehört ihr auch zu denjenigen, die Platz machen, wenn ein Radfahrer kommt? Zählt ihr auch zu den Menschen, die den Weg verlassen und sich ins Gras stellen, damit Jogger vorbei können? Natürlich gehört ihr dazu, denn ihr seid Hundebesitzer und Hundebesitzer haben halt Platz zu machen. Und habt ihr einmal darauf geachtet, wie oft diese für mich gern gezeigt Rücksichtnahme als absolut selbstverständlich angesehen wird? Rücksichtnahme ist keine Einbahnstraße, daher Ironie an und ab geht’s 🙂
Vielleicht bist du ein Radfahrer, der sich uns von hinten nähert, ohne zu klingeln und ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren. Ich springe gerne mit meinen Hunden an die Seite um dir Platz machen zu können. Es wäre auch wirklich zu viel verlangt, dass du auf dich aufmerksam machst, denn wie alle anderen Menschen auch verfüge ich über keinen Augen im Hinterkopf. Ebenso wenig ist dir zumutbar, dass du deine Geschwindigkeit anpasst.
Wir sind halt die mit dem Hund. Wir nehmen Rücksicht und springen für euch blitzschnell an die Seite. Selbstverständlich braucht sich hierfür niemand zu bedanken.
Vielleicht bist du ein Jogger, der mitten auf dem Weg läuft. Auch du brauchst dich nicht bemerkbar zu machen, schließlich müssen Hundemenschen ihre Augen wie eine Rundumleuchte nutzen und stets in alle Richtungen Ausschau halten. Gerne rufe ich meine Hunde zu mir und räume den Weg für dich frei, denn ein Bogen zu laufen, kann das Ergebnis deines Laufes komplett verändern und das ist ja wirklich nicht zumutbar.
Wir sind halt die mit dem Hund. Wir möchten nicht, dass jemand unseretwegen seine Laufbahn auch nur einen Schritt verlassen muss und machen Platz. Ein Danke ist hier aufgrund der Selbstverständlichkeit natürlich nicht nötig.
Vielleicht bist du ein Autofahrer, der an einem Zebrastreifen anhalten muss, weil ich gerade mit meinen Hunden die Straßenseite wechseln möchte. Natürlich ist es kein Problem, wenn du schon losfährst bevor wir die andere Seite erreicht haben. Schließlich halten wir dich auf und du möchtest sicher pünktlich am Essenstisch bei deiner Frau sitzen. Sie hat ganz sicher dein Lieblingsgericht für dich gekocht, welches selbstverständlich nicht warten darf. Dafür haben wir natürlich Verständnis und springen die letzten Schritte auf den Gehsteig.
Wir sind halt die mit dem Hund. Wir möchten niemanden aufhalten und rennen gerne für dich über den Zebrastreifen. Dass dies selbstverständlich ist, darfst du gerne äußern, indem du schon einmal losfährst oder gar nicht erst richtig zum Stehen kommst. Kein Problem. Wir beeilen uns gerne für dich.
Vielleicht bist du auch eine Mutter, die mit ihrer Freundin gemeinsam spazieren geht und dessen Kinder wild und mit großen Ästen in der Hand über den Weg springen. Selbstverständlich hole ich meine Hunde zu mir und laufe einen großen Bogen um die Kinder herum. Und natürlich ist es auch kein Problem, wenn deine Kinder mit dem großen Ast in der Hand schreiend auf meine Hunde zu gerannt kommen, die ich aus Rücksicht auf euch angeleint habe. Wenn du schon einmal die Gelegenheit hast, dich mit deiner Freundin auszutauschen, dann kann niemand erwarten, dass du zusätzlich noch ein Auge auf deine Kinder hast.
Wir sind halt die mit dem Hund. Wir bieten dir gerne die Gelegenheit, dich voll und ganz auf dein Gespräch zu konzentrieren und alles um dich herum vergessen zu können.
Vielleicht bist du ein Vater, der von seiner Frau dazu verdonnert wurde, sich mit seinen Kindern zu beschäftigen. Sich auf die Bank vor der Haustür zu setzen, eine Zigarette und eine Flasche Bier dazu bieten doch die perfekte Möglichkeit, die Kindern beim Skaten “beaufsichtigen” zu können. Und wenn deine Kinder aufgrund der immer gleichen Strecke von zehn Metern gelangweilt sind, dann kommt ein vorbeilaufender Hund natürlich gerade richtig. Es ist völlig in Ordnung, dass dein Kind auf meine Hunde zu gefahren kommt und sich einen Spaß daraus macht, im letzten Moment auszuweichen. Ihm ist ja schließlich langweilig und dann kommen andere Lebenwesen gerade richtig.
Wir sind halt die mit dem Hund. Wir flüchten gerne vor deinem Kind, während du dein Feierabendbier genießt. Antiautoritäre Erziehung ist schließlich ein tolles Schlagwort und viel einfacher als seinem Kind zu vermitteln, was sich gehört und was nicht. Das verstehe ich.
Vielleicht bist du auch ein Mitarbeiter bei der Stadt und hälst es für überaus wichtig, dass Hunde am See nicht ins Wasser oder an den Strand dürfen. Du hast schon Recht. Schließlich haben Bello und seine Hundeclique vergangenen Samstag am See gegrillt und ihre Kohle einfach dort ins Gras geschüttet. Laut Musik gehört haben sie auch und dadurch alle anderen gestört, die dort ihre Ruhe genießen wollten. Chipstüten haben sie nicht in den Müll, sondern direkt ins Wasser geworfen und die Bierdosen waren im hohen Gras doch super aufgehoben. Hunde hinterlassen wirklich viel Plastikmüll, machen unglaublichen Lärm durch ihre laute Musik und diese Grillkohle, die Hunde überall liegen lassen. Das ist wirklich schlimm.
Wir sind halt die mit dem Hund. Wir dürfen noch längst nicht überall hin.
Vielleicht bist du sogar ebenfalls Hundehalter. Vielleicht möchtest du deinen Hund auslasten und hälst die Begegnung zu anderen Hunden für die beste Möglichkeit, einen müden Hund mit nach Hause zu bringen. Schließlich ist es auch echt zu viel verlangt, dass man seinen Hund nach einem harten Arbeitstag selbst beschäftigst. Da ist es total nachvollziehbar, dass man ihn einfach auf andere Hunde zurennen lässt. Der will ja sowieso bestimmt nur mal Hallo sagen.
Wir sind halt die mit dem Hund. Wir regeln die Situation gerne und schirmen deinen Hund ab. Dass du den Raum eines anderen Hundehalters respektierst, ist nach deinem harten Tag auch zu viel verlangt. Schließlich möchte dein Hund sicher nur mal kurz am Hintern schnüffeln. Der tut ja nichts, richtig?
Versteht mich nicht falsch. Ich nehme gerne Rücksicht auf meine Mitmenschen. Dies ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Doch Respekt ist keine Einbahnstraßen. Respekt sollte etwas Gegenseitiges aufweisen und wir würden uns alle das Leben leichter machen, wenn wir gegenseitig Rücksicht aufeinander nehmen, statt dies wortlos von seinem Gegenüber zu erwarten. Und wenn jemand Rücksicht nimmt, dann hat es etwas mit Respekt und Aufrichtigkeit zu tun, sich hierfür zu bedanken.
Ich bedanke mich immer, wenn ein Radfahrer wegen uns langsamer wird, eine Mutter ihre Kinder zu sich ruft oder wenn ein Auto uns die Straße passieren lässt. Ein Danke begleitet von einem kleinen Lächeln kostet nichts und tut gar nicht weh.
Aber was soll ich sagen. Wir sind halt die mit dem Hund.
Hallo Sabrina,
ja auch ich kann davon ein Lied singen. Gerade am Anfang der Coronzeit sind sehr viel mehr Menschen in der Natur unterwegs gewesen. Ganz viele liebe Menschen die genauso wie mein Cody und ich an die Seite gegangen sind und wir uns gegenseitig den nötigen Respekt und Raum gegeben haben. Doch leider hat sich das wieder auf normal gewendet. Radfahrer ohne Klingel, Reiter auf Fußwegen, Spaziergänger zu zweit und mehr nebeneinander, kreischende Kinder die von ihren Eltern nicht zur Seite genommen werden( ist zu viel verlangt kurz das Telefonat zu unterbrechen), und und und. Die Liste können wir wahrscheinlich unendlich weiter schreiben.
Oft halt ich den Mund, aber es fällt mir immer schwerer. Ich bin schon dazu übergegangen das ich mich über jeden Menschen freue der uns unseren Raum gibt. Damit ändere ich die Anderen nicht, aber es fühlt sich für mich besser an und ich gehe mit einem Lächeln weiter,
Liebe Grüße Cody und Claudia
Haaaaaaaach Sabrina, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Könnte dich gerade einfach nur fest drücken! 😀 <3
Am liebsten würde ich noch 10 neue Strophen deinem Lied hinzufügen. Denn ich fühle so mit dir! Oh Gott. Und der zweite Hunde hat es bei mir auch so viel schlimmer gemacht! Ich hatte nur mit Pixie ja keine Ahnung…
Ich feiere die Leute so sehr, die sich wirklich mal bedanken, wenn ich direkt meine Hunde einfange, neben mir einordne und ihnen Platz mache. Oder in einen Hauseingang ausweiche, damit sie mit ihrem Bugaboooo vorbeifahren können. Dann sage ich echt richtig ausführlich “Sehr gern, total toll, dass sie dies zu schätzen wissen. Schönen Tag” Ja, Leckerlies und positive Verstärkung sorgen ja dafür, dass Verhalten häufiger gezeigt wird, nicht wahr? Also klappt es auch bei Menschen!
Doch dies passiert 1–2 Mal die Woche auf all unseren 21+ Runden. Gerade in Eimsbüttel macht es dich zu einem besseren Menschen, wenn du ein Kind hast oder joggst und natürlich müssen niedere Hundebesitzer dir Platz machen! That’s the law!!!
Und so viele Leute finden unsere Straße/Stadtteil sooo dufte, um ihren Eltern/Kindheitsfreunden/neuer Liebschaft das “schöne Hamburg” hautnah zu zeigen und latschen in Achter-Gruppen nebeneinander durch unsere winzigen Wege.
Echt, es passen hier nicht zwei Leute nebeneinander durch den Fußgängerweg vor unserer Tür. Ich kann — ungelogen — NIE einfach entspannt zu unserem Hauseingang laufen. Selbst abends um 23 Uhr nicht auf der letzten Runde. Ich laufe immer Bögen, weiche wieder auf die andere Seite aus und komme einfach nicht zur Haustür.
Entweder ist da ein nicht-angeleinter-Hund-der-auch-nicht-hört aber “der will nur Haalloooo sagen” — Ja, das wollte der Hund auch, der mich vor meiner Haustür in die Wade gebissen hat! — , oder das Kindermonster, welches seinen Roller wohl erst heute morgen geschenkt bekommen hat und deshalb mit aller Energie und dem Zuckerschub aus dem Kindergarten auf dem Roller den Weg so entlangrast, dass er alles platt macht, was ihm in den Weg springt. Nein — für Hunde bremst er nicht. Und wenn: nur direkt davor und dann quer. Damit die Hunde richtig voll ausflippen!
Oder eben die Mutti-Mafia, die keinen Platz für niemanden macht! Wo kommen wir denn da auch hin, dass für Mütter nicht immer gleich alles frei geräumt wird? Wie — mein Hund steht dem Bugaboo im Weg? Was bin ich denn für eine Schlampe? Ich hatte schon so schöne Diskussionen mit Müttern.. diese möchte ich hier nicht wiederholen. 😉
Es gibt Tage, an denen mir all dies weniger auf den Keks geht. Und an manchen Tagen bringt es mir richtig Spaß, den Leuten ein “Büddeschööön” hinterher zu rufen, damit sie einfach nur mal den Impuls bekommen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass Hundebesitzer auf jeden Scheiss Rücksicht nehmen.
Wieviele Kinder wollten schon in Pixie “WAUWAUWAU”-brüllend reinrennen, fein “Streichli Streichli” machen und ich habe sie davor geschützt und gestoppt — weil es ihre Mutter/Vater null interessiert hat — dass sie jetzt nur noch Katzen mögen?
Ich habe dann so einen Hals bis nach Meppen, dass ich richtig tief durchatmen muss und dies für einige Minuten. Aber — es ist wohl so. Und wir alle können uns helfen, dies einfacher zu tragen, wenn wir es teilen und genauso wie in deinem Artikel darüber lustig machen. Und uns als Hundebesitzer zuzwinkern — Jaja, die sind alle irre, ich bin total bei dir!
Also: danke für dieses ironische Meisterstück! Liebe Grüße Rebecca mit Archie und Pixie
Liebe Sabrina, du sprichst auch mir aus der Seele!!
Ich habe das große Glück, dass meine Hündin sehr freundlich und eher zurückhaltend ist, so dass sie selbst schon immer hinter mir Position einnimmt, wenn Kinder, Radfahrer oder Muttis mit Kinderwagen auf uns zu kommen. Auch ich rufe gern mal ein “Kein Problem, ich mache gern Platz für Sie!” hinter den Leuten her, die rücksichtslos denken, ihnen gehört die Welt.
Ich habe einige Freunde mit nicht ganz einfachen Hunden und mit meinem Gassiservice oft mehrere Hunde im Schlepptau, so dass ich immer noch mehr Rücksicht nehme und meine Augen überall haben, um nicht böse überrascht zu werden. Ich hatte in 20 Jahren Hundehaltung tausende solcher Begegnungen, wie du sie beschreibst..
Was mich aber richtig nervt, ist es, wenn ich mit meiner Freundin und ihrem nicht ganz einfachen Molosser unterwegs bin. Man muss dazu sagen, dass Barney schon viel ruhiger geworden ist, früher hätte er (aufgrund schlechter Kindheit: geschlagen und im Dunkeln eingesperrt) mit Vorliebe alles kleingehäckselt, heute bellt er halt nur noch lautstark, lässt sich aber gut handeln. Wir weichen also schon immer brav aus, schlagen uns in den Wald, um Leute vorbeizulassen, laufen große Bögen und waten durch das matschige Feld. Ganz klar, wir sind ja die mit dem Hund. *schulterzuck* Und dann kommt oft das: Die Leute bleiben stehen oder gehen seeeeehr langsam, schauen so als ob wir das Böse höchstpersönlich wären und werfen mit Kommentaren ala “Können Sie den überhaupt halten?” um sich. Meine Freundin, die das mit ihrem Barney schon seit 8 Jahren mitmacht, ärgert sich darüber schon gar nicht mehr. Ich dagegen könnte ausrasten… Hilft nur nichts! Daher habe ich deinen Artikel sehr genossen und freue mich, dass es anderen Hundemenschen genauso geht wie mir — so traurig das eigentlich ist 🙂 Danke dir, dass du meinen Tag und meine Gassibegegnungen heiterer gemacht hast!